Dirk Schwarze
Oktogon II
»Der Zwischenraum wird greifbar«
Museum Wiesbaden, 13.5. – 8.7.1990
Die Bereitschaft zur Förderung von nachwachsenden Künstlern ist in den letzten Jahren bedeutend größer geworden. Preise und Stipendien werden ausgelobt, Gastateliers geöffnet und Ausstellungen veranstaltet. Die Frage, welches der für alle Seiten effektivste Weg sein mag, ist aber noch nicht beantwortet. Das Land Hessen hat sich 1987 entschieden, in Zusammenarbeit mit dem Museum Wiesbaden die Förderung über gezielte und qualitativ anspruchsvolle Ausstellungen zu betreiben: Im Lande sollten jeweils zehn Künstlerinnen und Künstler mit Hilfe einer Jury ausgeguckt werden, die ihre Ausbildung abgeschlossen und bereits in ersten Einzel- bzw. Gruppenausstellungen dokumentiert haben, daß sie einen Weg gefunden haben.
Es geht also nicht nur um Talent und zeitgemäße Bildsprache, sondern auch um Konsequenz und Professionalität. Künstler, die sozusagen auf dem Sprung in eine größere Öffentlichkeit stehen, sollen durch die Ausstellung ermutigt und eben damit auch bekannt gemacht werden. Zum Konzept gehört, daß jeder der eingeladenen Künstler (bewerben kann man sich nicht) einen Raum im Museum Wiesbaden zur Realisierung seiner Arbeit erhält und daß jedem Teilnehmer auch ein Katalogheft gewidmet wird; im Schuber zusammengesteckt ergeben die Hefte den Gesamtkatalog. Das signalisiert hohen Anspruch. Außerdem steht hinter der Ausstellungsreihe, die in Anlehnung an die oktogonale Form einiger Zentralräume im Wiesbadener Museum den Namen “Oktogon” erhielt, natürlich auch der Gedanke, die Landeshauptstadt Hessens als Kunststadt aufzuwerten. Nach 1987 findet nun zum zweitenmal “Oktogon” statt.
Die Ausstellung spiegelt das ganze Spektrum künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten; und es ist eine Reihe faszinierender Räume entstanden – das gilt vor allem für jene…