Jürgen Claus
Ökologisierung der Technologie
Ein Gespräch mit Sara Rogenhofer und Florian Rötzer
Jürgen Claus, geb. 1935, ist Künstler und Kunsttheoretiker, der sich vorwiegend mit der Verbindung von Kunst und Technologie beschäftigt. Gegenwärtig arbeitet er im Rahmen einer » Umweltkunst«, die die Elemente Wasser und Sonnenlicht einbezieht. Damit sollen Modelle eines Weltverständnisses künstlerisch formuliert werden, in denen Natur und avancierte Technik sich versöhnen. Jürgen Claus organisierte u. a. die Ausstellungen »Kunst und Technologie« in Bonn (1984) und »Terminalkunst« im Rahmen der »ars electronica« (1986). Er ist Chefredakteur der Zeitschrift »Kunstreport« und Fellow am Center for Advanced Visual Studies, M.I. T. in Cambridge, das von Otto Piene geleitet wird. Buchveröffentlichungen u.a.: Expansion der Kunst (Frankfurt-Berlin 1982), Chippppkunst (Frankfurt-Berlin 1985); Das elektronische Bauhaus (Zürich-Osnabrück 1987).
Die documenta 8 hat ihre Schwerpunkte auf Rauminstallation, Video, Skulptur und Performance gesetzt, die Malerei, besonders die expressive, steht dabei ganz am Rande. Trotz der damit beanspruchten Demonstration einer Verschiebung ließe auch an dieser documenta als Zeitsymptom noch sehen, daß die Kunst gegen die vielfach behauptete Immaterialisierung der Alltagswelt durch die neuen Technologien eine massive, zum Teil monumentale Materialität setzt.
Es ist ein Skandal, daß in einer Ausstellung, die immer Maßstäbe gesetzt hat und sie auch setzen soll, zu der einige Hunderttausende Besucher kommen, darunter sehr viele Schulklassen, das Gebiet der »Immaterialien« fast völlig ausgeklammert ist. Die documenta ’87 ist nach meiner Einschätzung, aber auch nach der vieler anderer Beobachter, ein Rückschritt gegenüber der von 1977. Es war zwar erklärte Absicht, eine Videothek zu machen, aber hier müßte man dann herausarbeiten,…