OKanada – kontrovers Akademie der Künste – West-Berlin
von Michael Nungesser
Die Kenntnisse über die Kultur Kanadas sind in Europa gering. Oft verschränkt sich in unserem Bewußtsein Nordamerika mit den USA und Kanada wird dabei nur gelegentlich und kaum als eigenständig zu wertender Faktor mitein-bezogen. Eine 1978 von Jean-Christophe Ammann für die Kunsthalle Basel zusammengestellte Schau mit 16 zeitgenössischen kanadischen Künstlern, wobei Video besonders stark vertreten war, kann als Ausnahme gewertet werden und läßt sich mit dem umfassenden Anspruch der Berliner Veranstaltung nicht messen.
Um so gespannter war man auf die lange voraus angekündigte und am 5. Dezember 1982 mit hoher politischer Prominenz in der Akademie der Künste eröffnete Ausstellung, die zusammen mit Konzerten. Lesungen und anderen Aktionen ein Porträt kanadischer Kultur darbot.
Das Projekt basiert auf einer engen, fast fünfjährigen Zusammenarbeit zwischen der Akademie und dem Canadian Council, es kostete rund drei Millionen DM, die von beiden Seiten etwa gleichwertig (unter Einbezug des Staates) getragen wurden. Diese bisher umfangreichste und ambitionierteste Präsentation kanadischer Kultur im Ausland unter dem ein wenig zu euphorisch-huldvollen Titel “OKanada” – entnommen der Nationalhymne und in der Werbung von Vittorio Fiorucci grafisch auf das OK-Signet abgehoben – besteht aus mehreren für sich unabhängigen Ausstellungen, Videoinstallationen, Performances und Veranstaltungen mit Musik, Film, Tanz, Theater und Literatur. Weitere Plakate von Vittorio Fiorucci aus den Jahren 1964 bis 1982 zeigte außerdem die Festspielgalerie in der Budapester Straße 48. Ähnlich wie bei dem Mammut Festival Horizonte, veranstaltet von den Berliner Festspielen und im letzten Sommer der Kultur Lateinamerikas gewidmet, erwies es sich auch…