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Gespräche mit Kunstvermittlern · von Ingo Arend · S. 56 - 61
Gespräche mit Kunstvermittlern , 1995

»Ohne Mißbrauch von Kunst gäbe es ihren Gebrauch gar nicht«

Erotik und Poetik des Wissens. Kunst als sinnliche Erkenntnis
Ingo Arend sprach mit Gert Selle über Paradoxien, Alternativen und die Demokratisierung von Kunsterfahrung

Prof. Gert Selle, geb. 1933, Kunstpädagoge an der Universität Oldenburg und Autor zahlreicher Publikationen zur Kulturgeschichte und ästhetischen Erziehung. Zuletzt erschienen die Werke: Das ästhetische Projekt, Unna 1992; Die eigenen vier Wände. Zur verborgenen Geschichte des Wohnens, Frankfurt 1993; Geschichte des Design in Deutschland, Frankfurt 1994; Betrifft Beuys. Annäherung an Gegenwartskunst, Unna 1995.

*

I. A.: Beuys für alle, Professor Selle – so wird Ihr neues Buch angekündigt. Das klingt wie Kultur für alle. Um was geht es? Um noch mehr Kunst für noch mehr Menschen?

G. S.: Ich glaube, daß heute nicht nur viel mehr Menschen zur Kunst gehen, sondern vielleicht noch mehr Mut bekommen könnten, es Leuten wie Beuys nachzutun, die die Grenze zwischen Leben und Kunst aufgelockert haben. Ich glaube, daß es eine Möglichkeit der Öffnung gibt, mit weniger Anstrengung und Tradition, die die Scheugrenzen wegräumen kann, die immer noch zwischen Kunstwerk und Betrachter bestehen.

Was halten Sie von dem Kunstboom der letzten Jahre? Ist das positiv, wenn viel über Kunst geredet wird und immer mehr Kunstmuseen entstehen?

Daß mehr Kunst ausgestellt und aufgesucht wird, halte ich für eine außerordentlich positive Entwicklung. Daß mehr über Kunst geredet wird, halte ich schon für zweifelhaft. Ich denke die wesentliche Kunsterfahrung, die Menschen heute machen, liegt jenseits von Sprache. Das Reden und Publizieren über Kunst kann zwar Kunst in das Licht der Öffentlichkeit rücken….


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