Der folgende Text, ein offener Brief, spielt auf die von Kasper König mit einem Etat von 3 Millionen Mark organisierte Ausstellung “von hier aus…” in Düsseldorf (29.9.-2.12.84) an. Zunächst sollte nur Nam June Paik als Video-Künstler beteiligt sein. Kurz vor Eröffnung der Mammut-Schau entschloß sich aber Kasper König doch noch 13 weitere Video-Bänder in Düsseldorf zu zeigen. Es wurde ein kleiner Video-Raum eingerichtet, in dem Bänder von Marina Abramovic/Ulay, Klaus vom Bruch, Gustav Hámos, Marcel Odenbach und Ulrike Rosenbach gezeigt wurden
Gislind Nabakowski
Offener Brief an Kasper König
von Ingrid Oppenheim
Lieber Kasper König, wenn ich den mir hier eingeräumten Platz für einen Brief an Sie verwende, so deshalb, weil Sie heute einer der wichtigen Ausstellungsmacher sind. Ich hätte auch Szeemann, de Wilde, Fuchs… ansprechen können. Sie alle fungieren als Beweise der Ghettoexistenz der Videokunst. Doch es wäre ein Mißverständnis, diesen Brief als Plädoyer pro zu verstehen. Die Videokunst hat sich in den letzten Jahren konsolidiert. Es gibt Videogalerien, -kunstvereine (Herzogenrath), Sammler, auch Museen, die einsteigen (Kunstmuseum Bonn). Bittstellerei ist nicht gemeint.
Es geht um Anderes. Ihre und Ihrer Kollegen große Gruppenausstellungen wie Dokumenta, Zeitgeist, Westkunst, Von hier aus… belegen natürlicherweise nicht nur was sie bringen, sondern auch was sie nicht bringen. Das Ausgesparte läuft immer im Kopf des Rezipienten mit. Und da fallen Ihrer Aller Idiosynkrasien gegenüber Video auf (die Alibifigur Nam June Paik ändert daran nichts).
Es gibt Erklärungen: das Trägheitsgesetz. Auch sind reproduzierbare Videobänder nicht profitabel kommerzialisierbar. Sie haben nicht die Aura eines Unikats, einer Signatur.
Doch diese Argumente genügen nicht. Um Ihre…