vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini · von Sabine B. Vogel · S. 298 - 299
Titel: 60. Venedig Biennale - Länderbeiträge Giardini ,

Österreich

Anna Jermolaewa

Kommissar: Sektion Kunst und Kultur des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Österreichs Kuratorin: Gabriele Spindler Ort: Giardini

„Hostile Design“ nennt man die Gestaltung der Sitzbänke, die mit Metallstreben und ähnlichen Unebenheiten ein langgestrecktes Ausruhen verhindern. Auf solch einer Bank schlief Anna Jermolaewa, damals 19 Jahre alt, eine Woche lang am Westbahnhof. Geboren 1970 in St. Petersburg, hatte sie in der politischen Opposition der UDSSR engagiert und gehörte zu den Herausgeber*innen einer regimekritischen Zeitung. 1989 kam sie als politischer Flüchtling nach Wien, studierte hier Kunst und auch Kunstgeschichte – und vertritt dieses Jahr Österreich auf der Venedig Biennale.

Bekannt ist Jermolaewa für ihre politisch-konzeptuellen Werke, die spielerisch sein können wie ihre frühen, kurzen Videos: die bedrohlich-absurde Nahaufnahme eines eigentlich harmlosen Teddys oder die vergeblichen Kussversuche mit Mickey-Mouse-Masken, die in Beiß-Attacken enden. Oft thematisiert sie politische Machtstrukturen, Ideologien und gesellschaftliche Missstände.

Auch ihr Beitrag für den Österreich-Pavillon in Venedig kreist um Formen des zivilen, friedlichen Protests. Ursprünglich A Language of resistance betitelt, geht es um Formen des gewaltfreien Widerstands und subversive Aktionen. Und biographische Erlebnisse. So läuft in einem Seitenraum ihr auf die traumatische Ankunft in Wien bezogenes Video Research for Sleeping Positions (2006). Gegenüber erinnert sie mit als Schallplatten umfunktionierten Röntgenaufnahmen an subversive Aktion aus der UDSSR-Zeit, vorne im linken Raum referieren Blumenbuketts an die ‚Color Revolutions‘ – mit Blumen, die bei vielen Bürgerprotesten eine symbolische Rolle spielten. Im Innenhof erzählen Graffitis in sechs grauen Telefonzellen aus dem österreichischen Erstaufnahme-Flüchtlingslager Traiskirchen von den Tränen und Hoffnungen der Angekommenen-…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei