HELGA MEISTER
Oda Jaune
Kunsthalle Koblenz. 24.4. – 30.5.2004
Ein Junge fliegt aus einem dunklen Raum heraus, stößt sich mit dem rechten Arm noch einmal an einem himmlisch blauen Rand ab und wird dann sicherlich dem Betrachter entgegen segeln. Wie ein Schwimm- oder Flugkörper. Die ausgestreckten Arme hält er so in der Balance, als bewege er sich aus eigener Kraft im luftleeren Raum. Die Dunkelheit hinter ihm ist bei näherem Hinschauen farbig belebt, man erkennt ein Bett in der Ecke. Hat der Junge etwa nur geträumt? Auf seiner Haut und seinem fülligen Haar liegt Licht, das die Gestalt wie einen Energiekörper leuchten lässt. Woher kommt dieses Licht, das den schlanken, aber doch so realen Kinderkörper in etwas Außerirdisches verwandelt? Das ist keine bloße Beleuchtung, die sich orten lässt, schon gar nicht das Abbild eines gut ausgeleuchteten Fotos. Er driftet wie ein Geschoss über den sandigen Boden, der zugleich an ein Tuch erinnert, vielleicht das Betttuch aus der Dunkelheit. Der Junge reißt den Mund so auf, dass er zur dunklen Höhle wird, aber er wird keinen Schrei ausstoßen wie die expressive, angstvolle Figur von Munch. Dieser Junge schweigt, ein Ton wird nicht kommen. Ein grandioses Bild. Wann hat man in den letzten Jahren von einem Absolventen einer Kunstakademie so ein Werk gesehen, das sich ins Gehirn einprägt und nicht verschwinden will?
Oda Jaune heißt die 24-Jährige, die es geschaffen hat und jetzt in der Kunsthalle Koblenz zeigt. Sie ist bundesweit bekannt, weniger durch ihre Kunst – das wird sich jetzt ändern – sondern durch…