Helga Meister
Oda Jaune
Galerie Daniel Templon, Paris, 28.2. – 11.4.2009
Oda Jaune hat sich seit dem Tode ihres Mannes Jörg Immendorff zurückgezogen. Der Liebling der Boulevard-Presse schaltete den Anrufbeantworter ein, anstatt den Hörer abzunehmen. Da sie in Düsseldorf jedermann kennt, nahm sie eine Zweit-Wohnung in Paris. Nun zeigt die 29-Jährige in der renommierten Galerie Daniel Templon, was sie im letzten Jahr getrieben hat: Wie eine Besessene hat sie gemalt, in Ölfarbe auf Leinwand und in Aquarell auf Papier. Daniel Templon lobt die traumhafte Atmosphäre ihrer Bilder, den Einfluss der Surrealisten, die Erinnerung an Hollywood-Filme, aber auch die Anklänge an den sozialistischen Realismus.
Schon als junge Studentin war die gebürtige Bulgarin bei den Semester-Rundgängen in Düsseldorf aufgefallen, denn ihre Bilderfindungen waren nicht trendy, ihre Farben wie verhangen, ihre Personen in einer rätselhaft Wirklichkeit gehalten. Die merkwürdig klaren Bilder lassen sich auch heute nicht fassen. Sie sind von unserer Gegenwart weit entfernt. Man kann sie nicht orten. Kennedy und Stalin, ein Radfahrer, ein Totenkopf und eine Hose mit Fleischwurst tauchen verfremdet auf. Der Sand könnte aus Bulgarien oder Südfrankreich stammen, die Kinder aus einer Düsseldorfer Schule, die schlanken Frauen aus alten Illustrierten oder dem Internet. Diese Offenheit für ungewöhnliche Situationen irritiert.
Ein Gartenpanorama mit einem sitzenden Jungen im Mittelgrund und einer Taube über seinem Kopf speist sich aus Erinnerungen an Ferien in Bulgarien und einem Kindergeburtstag in Düsseldorf. Oda Jaune sah einen wohlgenährten Jungen mit entblößtem und bemaltem Oberkörper, als sie ihre Tochter von einem Kindergeburtstag abholte. Die Quellen können eigene Schnappschüsse aus einem Hotelzimmer,…