Obsessionen I
Herausgegeben von Oliver Zybok und Angela Stief
Obsessive Kräfte führen zu triebhaften Ausbrüchen, ungeahnten Intensitäten, inneren Zwängen und Leidenschaften. Obsessionen schreiben Lebensgeschichten, wirbeln Existenzen durcheinander, treiben zu Höchstleistungen an und können vernichten. Diejenigen, die sie kennen, lieben und verachten sie; diejenigen, die sie nicht kennen, fühlen sich ausgeschlossen aus dem Olymp der Eingeweihten. Insbesondere Künstler schöpfen in ihrer Arbeit aus einer Art authentischen Besessenheit, die einem aufgeklärten Lebensentwurf, einem rationalen Geschmacksurteil und strategischen Karriereentscheidungen zuwider laufen können. Viele Künstlerleben wären ohne sie nicht denkbar und werden durch sie heroisch verklärt.
Ob Obsessionen tatsächlich einen roten Faden durch das Leben aufzeigen, oder ob sie uns wider Anstand und Moral gleichermaßen ins Glück wie ins Verderben rennen lassen, kann weder mit psychologischer noch mit kunstwissenschaftlicher Gewissheit geklärt werden. Die beiden Themenbände Obsessionen geben einen Einblick in die unterschiedlichen Ausartungen von Besessenheit, von ihren Zwängen und ihrer Lust. Jede künstlerische Auseinandersetzung mit der Obsession, kann zur Irrationalität führen, zu einem Gegenentwurf der Welt der Logik und der rationalen Entscheidungen, auf jedem Fall aber zu einem Überdenken bestehender Verhältnisse. Die Auseinandersetzungen mit Werden und Vergehen, mit Begierde und Zerstörung, letztlich mit Ängsten und Hoffnungen sind in diesem Zusammenhang schon immer kreative Impulsgeber von künstlerischen Themenstellungen gewesen.
In seinem einleitenden Beitrag zum Thema durchleuchtet OLIVER ZYBOK an ausgewählten Beispielen einige der vielfältigen Facetten des Obsessiven. So werden obsessive Aspekte in Halluzination, Vision und Melancholie sowie Rausch, Ekstase und Wahn unter Berücksichtigung historischer Verläufe angesprochen. Die von ANGELA STIEF moderierte Gesprächsrunde Salon der Obsession diskutiert das Thema vor…