Lothar Romain
Ob es aber ein Hund war?
Über Douglas Swan
Exkurs
Gustav Janouch berichtet über ein Gespräch mit Franz Kafka: ,,Kafka blieb plötzlich stehen und streckte die Hand aus. ‘Sehen Sie! Hier, hier! Sehen Sie es?’ Aus einem Haus der Jakobgasse, wohin wir während des Gesprächs gelangt waren, lief ein kleiner, einem Wollknäuel ähnlicher Hund, überquerte unseren Weg und verschwand hinter der Ecke der Tempelgasse. ,Ein niedliches Hündchen’, bemerkte ich. ,Ein Hund?’ fragte Kafka mißtrauisch und setzte sich langsam in Bewegung. ,Ein kleiner, junger Hund. Haben Sie ihn nicht gesehen?’ ‘Gesehen hab ich. Ob es aber ein Hund war?’ ,Ein Pudelchen war es.’ ,Ein Pudel! Das kann ein Hund, aber auch ein Zeichen sein. Wir Juden irren uns manchmal in tragischer Weise.’ ,Es war nur ein Hund’, sagte ich. ,Das wäre gut’, nickte Kafka. ‘Doch das Nur gilt allein für den, der es gebraucht. Was für den einen ein Abfallbündel oder ein Hund ist, das ist für den anderen ein Zeichen.
‘Odradek aus der Geschichte ‘Die Sorge des Hausvaters’, bemerkte ich. Kafka reagierte nicht auf meine Worte, sondern sprach in der begonnenen Richtung weiter den abschließenden Satz: ‘Etwas geht immer über die Rechnung hinaus’1 .”
Eine solche Episode kann und soll nicht dazu dienen, das Werk Kafkas zu umfassen, wohl aber eine grundlegende Position aufzudecken, nämlich den gegenüber den großen bürgerlichen Romanciers weit nach vorn geschobenen Standpunkt eines neuen Realismus. Dinge wie Personen werden mit derselben kühlen, aber engagierten Genauigkeit beschrieben. Der Autor steht ihnen nicht als Lehrmeister vor, nach dessen Willen sie…