Ronald Berg
O. M. Ungers
»Kosmos der Architektur«
Neue Nationalgalerie Berlin, 27.10.2006 – 7.1.2007
Es kommt selten vor, dass Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie das Werk eines Architekten beherbergt. Mit der Ausstellung von, mit und über Oswald Mathias Ungers hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz dem Architekten in der Neuen Nationalgalerie die Bühne bereitet und dem achtzigjährigen Architekten was Auswahl und Einrichtung angeht freie Hand gelassen. Ungers darf sich also selbst feiern. Er tut dies, indem er sein Werk in Form von Modellen und Fotos präsentiert und die eigene Sammlung von Büchern und Kunstwerken dazugesellt. Fast alle Exponate finden sich sonst normalerweise verteilt auf seine vier von Ungers selbstentworfenen Privathäuser, inklusive der Bibliothek, einem kubischen Idealraum von 6x6x6 Metern ohne Fenster von 1990. Hier umgeben von Kunst und kostbaren Erstausgaben historischer Architekturtraktate hat sich der Architekt eine Art (Mini- )Kosmos geschaffen, den Ungers selbst als “Abbild der Idee von Welt, von Leben, von Existenz” beschreibt.
“Kosmos der Architektur” lautet denn auch der Titel der Ausstellung, mit der Ungers seine privaten Ansichten meint, ins Universelle überhöhen zu müssen. Ungers sitzt nicht nur zuhause inmitten eines mit Büchern, Kunstwerken und Architekturmodellen ausstaffierten Gehäuses, er wähnt sich damit auch in geistiger Nähe zu immerwährend gültigen Ideen. Auch Mies van der Rohe gehört als Klassiker für Ungers irgendwie dazu. Auch deshalb fühlt sich Ungers in Mies’ Kunsttempel am richtigen Platze. Akkurat hat er seine Ausstellungsarchitektur auf die Maße der gläsernen Halle abgestimmt. Die Sockel für die vielen Architekturmodelle passen exakt auf die Fugen der Granitplatten des…