Claudia Posca
Nützlich, süß und museal / das fotografierte Tier
»Das Tier geht uns an, es beobachtet uns, und vor ihm sind wir nackt. Und vielleicht beginnt dort das Denken.« (Jacques Derrida)
Museum Folkwang, 22.10.2005 – 15.1.2006
Im Hause Folkwang ist der Löwe los – und eine Meute Bären, Tiger, Hirsche rennen hinterdrein. “nützlich süß und museal” galoppieren sie durch gute 11/2 Jahrhunderte Fotografiegeschichte, sehen uns an, werden gestreichelt, landen in der Wurst, auf dem Teller, vor dem Bett, im Schrank – minutiös aufgezeichnet von einer Apparatur, die schießt, die Bilder schießt. Dabei hatte die Fotografie buchstäblich Schwein gehabt als ihr Mitte des 19. Jahrhunderts die Arche Noah vor die Linse geriet. Von da an schien das noch junge Medium hinsichtlich tierischer Motive kaum zu bremsen. Seit der Erfindung der Daguerreotypie 1838, und abgesehen von ihrem favorisierten Blick auf Mensch, Portrait und Gesellschaft, zeigte sich die Lichtbildnerei selten so heißhungrig, so sensationsgierig, so lüstern und engagiert wie beim Blick auf Fell und Feder. Des Menschen nächste Verwandten, sie wurden zum begehrten Fotomodell. Zwangsläufig auf den Hund kommen musste da so mancher Fotograf, so manche Fotografin. Mit des Menschen besten Freund entwickelten sie sich oft zu regelrechten Spezialisten für vier Pfoten. Ob Pudel, Katze, Maus, ob Fisch, Elefant oder Krokodil, ob Pferd, Affe oder Federvieh, was kreuchte und fleuchte hatte im 19. genauso wie im 20. und 21. Jahrhundert analog des fortschreitenden Zeitalters technischer Reproduzierbarkeit gute Chancen im öffentlichen Blitzlichtgewitter Triumphe zu feiern. Dennoch war die Tierfotografie für die meisten Lichtbildner nur eines…