GREGORY CREWDSON
NUR WEIL ES NIEMALS GESCHEHEN IST, BEDEUTET ES NICHT, DASS ES NICHT REAL IST
EIN GESPRÄCH MIT MAGDALENA KRÖNER
Das Fotoprojekt des amerikanischen Künstlers Gregory Crewdson ist in seinen gigantischen Dimensionen, seiner unübersehbaren Liebe zum Film und seiner Lust am Narrativen so vielleicht nur in den USA möglich. In detailversessener Kleinarbeit inszeniert Crewdson seine Bilder in Filmstudios mit einer riesigen Crew: vom Hollywood-Beleuchter, Schauspielern, einem Stunt-Coordinator bis zum Special-Effects-Make-up-Artist. Doch bei aller Hollywoodattitüde, die er jüngst in seiner “Dreamhouse”-Serie unter Beweis stellte, für die er mit bekannten Schauspielern zusammenarbeitete, zielt seine Arbeit auf verborgene Wünsche und die Dramen des Unbewussten.
Magdalena Kröner: Kannst du dich noch daran erinnern, was du letzte Nacht geträumt hast?
Gregory Crewdson: Nein, ich erinnere mich eigentlich kaum an meine Träume. Aber keine Sorge: ich träume die Dinge nicht, die in meinen Bildern auftauchen.
Nein?
Vieles fällt mir eher bei meiner täglichen Schwimmrunde ein. Na ja, und dann hat sich glaube ich, mittlerweile herumgesprochen, dass mein Vater Psychoanalytiker ist. Das war sicher die prägende Erfahrung meiner Kindheit – er hielt seine Sprechstunden bei uns im Haus ab und ich konnte tatsächlich, wenn ich meinen Kopf auf den Boden im ersten Stock drückte, hören, wie er sich unten mit seinen Patienten unterhielt, aber ich konnte nichts verstehen. Ich wusste nur – es war irgendwie geheim. Das ist nicht ohne Folgen geblieben …
Viele, die deine Bilder sehen, sagen über sie, sie seien “unheimlich, aber faszinierend”, wie ein Horrorfilm, bei dem man sich in den gruseligen Szenen die Augen zuhält und dann doch…