Andreas Denk
Nur Wasser läßt sich leichter schneiden
Hamburg-Neumühlen,
Kontorhaus der ehemaligen Hedrichsmühle, Augustinum,
Lawaetz-Stiftung, Große Elbstraße 146, 20.3. – 11.4.1999
Neumühlen im Hamburger Hafen bietet sich wegen seiner unübersehbaren Widersprüche für ein situationsbezogenes Projekt an: Auf dem Gelände der ehemaligen Hedrichsmühle ist als letzter Rest der einstmals umfänglichen Industrieanlage an der Elbe ein Kontorhaus aus dem späten 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Der weißgeschlämmte Ziegelbau steht allein auf einer Brache, an die pittoreske Kapitänshäuschen, das Lawaetz-Haus aus dem 18. Jahrhundert und ein monumentales Kühlhaus der zwanziger Jahre grenzen, das inzwischen zu einem privaten Seniorenwohnheim für betuchte Hamburger umgebaut worden ist. Wenige Schritte östlich liegt eine andere Welt: das kastenförmige Wohnschiff “Bibby Altona”, auf dem Asylbewerber in Kabinen untergebracht sind und auf die Entscheidung warten, ob sie bleiben dürfen. Diese brisante Melange von Räumen und Menschen sieht ihrem Ende entgegen. In nicht allzu ferner Zukunft sollen auf der Brache Büroblocks eine effektivere Flächenausnutzung ermöglichen.
Nicht nur die industrieromantische Situation, sondern auch die fast absurde soziokulturelle Situation bewog Christiane Mennicke, insgesamt 27 Künstler um eine künstlerische Intervention an dieser Stelle zu bitten. Teils ist dies mit unmittelbar vor Ort und ortsbezogen entstandenen Arbeiten geschehen, teils haben Künstler Arbeiten beigesteuert, die sie als passend für die Situation empfunden haben. Dabei sind überwiegend urbanistisch und soziologisch argumentierende Ansätze zum Tragen gekommen – je nach der Intensität der Beschäftigung in unterschiedlicher künstlerischer Ausformung und Qualität.
Zentrum der Ausstellung unter dem von der Niederländerin Wilma Sommers (*1967, Arnhem) vorgeschlagenen und typographisch umgesetzten Titel “Nur Wasser läßt sich leichter schneiden” wurde das…