Nouveau Bohème
Galerie Monika Sprüth/Köln
Ein edler Katalog begleitete den Reigen ausgesuchter Scheußlichkeiten aus dem gegenwärtigen Kunstgeschehen. ‘Nouveau Bohème’ lautete der Titel der Ausstellung, in der Monika Sprüth Künstler(innen) wie Laure Chenard, in Düsseldorf lebende Französin, George Condo (New York und Köln), Georg Dokoupil, das Schweizer Künstlerpaar Peter Fischli und David Weiss, Gerard Kever, Milan Kunc, den Amerikaner Kenny Scharf, Andreas Schulze und Dieter Teusch vereinte. Nach eigenen Aussagen ging es der Galeristin darum, in einer Ausstellung eben jene Werke zu vereinen, die sie faszinierten und zugleich ihren größten Widerstand weckten. “Nouveau Bohème”, wohl in Anspielung auf die Bohème des ausgehenden 19. Jahrhunderts, muß etwas mit jener ‘nausée’ zu tun haben, die die damalige Künstlerschaft aller Sparten wie die heutigen aus dem Überdruß am Zeitgeschehen ihre giftigen Pfeile abschießen ließ.
Sicher wird man sagen können, daß im Reigen der Abstrusitäten, unter denen die Kaugummiblasen-Lebewesen in den künstlichen Welten von Scharf die Spitzenstellung einnehmen, das Mißtrauen gegenüber der Entwicklung der menschlichen Zivilisation voll zum Durchbruch kommt. Nicht minder scheint einzutreffen, daß in der Ballung der Schauerlichkeiten das Abnorme, das Groteske, Verzerrte, Scheußliche und vor allem gezielt Kitschige seinen eigentümlichen Reiz verbreitet.
Auffällig in dieser Bildwelt, angefangen von den mit der Kunst der Primitiven spielenden Bildern der Chenard bis zu den bis in die Materialien hinein mit dem Schauer kalkulierenden Skulpturen von Teusch, die Auseinandersetzung mit den Relikten religiöser Weltvorstellungen. Kenny Schorfs Bilder sind der wahre Pseudokosmos aus der Küche amerikanischer Komiks. Milan Kunc baut im Bild absurde Kulissen aus den Versatzstücken der Hoch- und Trivial-Kultur,…