Michael Kirchengast und Rüdiger Wischenbart
Notizen und Interviews zum
“Symposium über Fotografie” im Forum Stadtpark Graz
Von “Fotoboom” sprechen, “die Diskussion, ob Fotografie nun Kunst sei . . .”, über Fotografie zu sprechen sei zur Mode geworden . . . Nein, so beginnen, hieße, sich in Leerformeln zu ergehen. In der Grazer “Fotogalerie im Forum Stadtpark” fand vom 29. September bis zum 2. Oktober ein “Symposium über Fotografie” statt. Versuchen wir aus diesem Anlaß, genauer einzugehen auf eine Reihe von Bestrebungen, Aspekte der zeitgenössischen Fotografie zu diskutieren, ihren Standort zu bestimmen, eine Definition des Mediums zu erreichen.
Im November 1974 brachte die amerikanische “Newsweek” eine dicke Coverstory mit dem Titel “Photography” (und schon mehrmals hatten sich “Time” und “Newsweek” Titelgeschichten als Indikatoren für neue Tendenzen erwiesen). Unmittelbarer Anlaß: die Eröffnung des “International Center of Photography”, erstes New Yorker Museum, das sich ausschließlich mit Fotografie befaßt. Einen Monat vorher hatte eine Auktion bei Sotheby’s in London einiges Aufsehen erregt, eine 1848 entstandene Daguerreotypie mit einem Porträt Edgar Allan Poes hatte 35000 Dollar eingebracht, ein Portfolio mit Aufnahmen der viktorianischen Fotografin Julia Margaret Cameron erreichte 130000 Dollar. Zwei Jahre vorher schon hatte eine posthume Ausstellung der Bilder Diane Arbus im Museum of Modern Art Zuschauermassen mobilisiert, allein der aufwendige Katalog wurde 60 000 mal verkauft. An zahlreichen amerikanischen Universitäten kann man regulär Fotografie studieren, das MIT engagierte bereits 1965 Minor White an seine Abteilung für kreative Fotografie. Die Liste mit anschaulichen Belegen für ein sich plötzlich ausbreitendes Interesse an der Fotografie in den USA ließe…