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Ausstellungen: Hamburg · von Rainer Unruh · S. 278 - 279
Ausstellungen: Hamburg , 2013

Rainer Unruh
Norbert Schwontkowski

»Blind Man’s Faith«
Der Kunstverein, seit 1897, Hamburg, 26.1. – 14.4.2013

Norbert Schwontkowski schaut auf die Geschichte der Malerei mit dem Blick eines Künstlers, der weiß, dass bei jedem Pinselstrich, den er auf die Leinwand setzt, die Tradition mitschwingt. Diese Vergangenheit ist ihm mehr Lust als Last, weil er die alten Meister nicht als Konkurrenz empfindet, sondern als Gleichgesinnte, mit denen er ein Geistergespräch über den Abgrund der Zeit führt. „Wie die Herde zusammenhalten – wie den Tieren die Wolle nehmen“ (2001) heißt ein Bild, das gleich am Anfang der Ausstellung im Hamburger Kunstverein mit rund 30 Arbeiten aus den Jahren 1999 bis 2013 hängt. Auf ihm hat der Bremer Künstler die Größen der Malerei verewigt. Eine Herde von Schafen, deren Fell Namen wie Giorgione, Van Eyck, Rembrant (!) und Giotto zieren, steht um einen Schäfer herum, der seinen Umhang über den Kopf gezogen hat und blind durch eine trübe, norddeutsche Ebene schreitet. Ein zweites Bild, in unmittelbarer Nachbarschaft, greift das Thema auf. Die Schiffe in „Auf Reede III“ (2003), tragen Namen wie Dostojewski, Dante und V. Hugo. Sie liegen vor Anker, zum Einsatz bereit, wie Bücher im Regal.

Geschichte ist in Schwontkowskis Kunst präsenter als die unmittelbare Gegenwart. Die Welt des Turbo-Kaptialismus findet in ihm keinen Chronisten. Selbst dort, wo er das zurückhaltende Kolorit seiner Morandi-Palette verlässt und sich der Glitzerwelt urbaner Vergnügungsviertel zuwendet wie in dem überraschend bunten „Unser kosmisches Leben“ (2012/13), liegt ein Hauch von Wong-Kar-Wai-Nostalgie über der Straßenszene mit ihren gedeckten Rottönen. Als Maler weiß…



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