Renate Puvogel
Norbert Radermacher
Neuer Aachener Kunstverein, 1.11.1989 -1.1.1990
Auf der letzten ART in Köln bot eine Galerie die beiden Vasen-Objekte von Norbert Radermacher an, die der Künstler für die documenta 8 auf dem Dachfirst eines häßlichen Parkhauses in Kassel installiert hatte. Eine der beiden amphorenförmigen Aluminiumvasen war nun gekippt, zum Zeichen, daß die Stücke ihre Rolle ausgespielt hatten und nun außer Funktion gesetzt waren. Es ist das einzige Mal, daß ein Objekt in einer Galerie gelandet ist, sonst verbleiben sie an dem Ort, für den sie geschaffen wurden; manche überleben, andere werden zerstört oder gestohlen; dokumentiert sind sie in Fotos. Eine Ausstellung kann, abgesehen von selbständigen Zeichnungen, lediglich eine solche Foto-Dokumentation bieten, denn Norbert Radermacher schafft “Stücke für die Stadt”, Skulpturen, Markierungen, Pläne, entworfen für Orte und urbane Situationen, die eher unauffällig, vernachlässigt, schäbig, wenig spektakulär sind. Er spricht von “Stücken” im doppelten Sinne, als sichtbaren oder sogar greifbaren, konstanten Dingen wie auch als Handlungsträgern; als solche appellieren sie an die aktive Wahrnehmung und Stellungnahme des Passanten und lösen möglicherweise wirkliche oder fiktive Prozesse aus.
Die Stücke sind so unterschiedlich wie die Orte, es können kompakte Skulpturen aus Beton oder Gips sein, metallene Gitter, Käfige, flache Mosaikplatten oder Sternkarten, Gegenständliches und Abstraktes, Aufstrebendes und Flaches, Steinernes und farbig Bemaltes, deponiert auf demPflaster, angebracht an Wänden, Geländern, Schächten oder hoch oben auf dem Dach. Um zu einer Idee, einem Entwurf zu gelangen, treffen Ort und innere Vorstellung glücklich zusammen, eher zufällig als auf Grund systematischen Forschens. Radermacher bringt das Werk ungesehen oder mit…