Andreas Denk
Norbert Radermacher
Museum Wiesbaden, 5.12.1993 – 6.3.1994
Norbert Radermachers Werk bietet – vielbedauert – für eine reine Museumsausstellung entweder wenig Material oder entsprechende Präsentationsprobleme. Seine “Stücke für Städte” (seit 1980), wie er seine Stadt-interventionen nennt, und deren Orte er beim Umherstreifen in den Städten seines Aufenthalts “findet”, operieren als Position von Kunst im öffentlichen Raum auf höchstem Niveau: Einerseits fungieren die minimalen Veränderungen gewissermaßen “sinnstiftend”, indem sie entweder eine Situation im “urban design” poetisch und ironisch konterkarrieren (wie zwei “Rettungsringe”, Ludwigshafen 1988, in einem heillosen Durcheinander eines Schnellstraßenknotens) oder – auf subtile Weise – einen historisch-politischen, meist gesellschaftskritisch zu deutenden Verweis beinhalten (wie das “Gitter”, Ludwigshafen 1988, das mit einem Davidstern als Ornament vor einer nach dem Krieg aufgebauten Kirche an die nichtwiedererrichtete Synagoge der Stadt gemahnt). Andererseits sind die “Stücke”, indem sie “funktional” auf ihr städtebauliches Umfeld abgestimmt sind, unbedingt ortsgebunden – für sich gesehen besäßen sie zwar vollendete, ästhetisch ästimierbare Form, gingen aber ihres Gehaltes und des verhalten eingebrachten Appells zum Sehen verlustig.
Bisher haben mehrere Institute diese werkimmanente Klippe geschickt umschifft, indem sie dem in Berlin arbeitenden und in Kassel lehrenden Künstler (geb. 1953) die Möglichkeit zu einer Außeninstallation eingeräumt haben. Bei der nun zusammengestellten Wanderausstellung ist so etwas nicht vorgesehen, lediglich die Besucher in Kassel und Ludwigshafen werden die Gelegenheit haben, einen “echten” Radermacher in freier Wildbahn zu erleben, denn in diesen Städten sind ältere Arbeiten erhalten.
Im Zentrum der Ausstellung steht stattdessen eine Art künstlerisch gestaltete Dokumentation von dreißig “Stücken für Städte”, die in kleinerem Umfang -…