Gabriele Rivet
Norbert Prangenberg
“Figuren aus Keramik”
Galerie Karsten Greve, 9.12.1988-11.2.1989
Die Galerie Karsten Greve hat dem Kölner Norbert Prangenberg eine umfangreiche Skulpturenausstellung gewidmet. Fast alle Arbeiten -Boden- und Wandplastiken – sind in den letzten Monaten entstanden. Es sind massive Keramiken, deren Volumen und Gewicht durch die Präsentationsform sowie die Oberflächengestaltung nahezu aufgehoben scheinen. Sie suggerieren Assoziationen zu Tier- und Pflanzenwelt, ähneln geomorphologischen Formationen. Etwa die Bodenskulptur aus einem Geäst bräunlicher Tentakeln mit zylinderartigen Öffnungen an den Gelenken oder die Wandarbeit, in deren mächtige, erdige Platte Bögen Wurzeln. Überall sind Öffnungen oder Schließungen, Quellen oder Mündungen. Manche wirken wie kleine aufgerissene Mäuler, Schlünde, Saugnäpfe, Krater, andere wie Blüten oder Lotusblätter.
Prangenberg, der seit 1980 Skulpturen macht, nennt seine Tonplastiken Figuren. Alle Arbeiten bleiben ohne Titel oder nähere Beschreibungen. Sie wurden auf dem Boden modelliert, der Eigendynamik des Materials gemäß bearbeitet – ein Zugang, den der Künstler ebenfalls in seinen Zeichnungen und Malereien anwendet. Unübersehbar auch die Verwandtschaft in der begrenzten Ikonographie: einfache geometrische Grundformen von Linien, von Kreis, Oval, Eck und Quadrat.
Prangenberg stilisiert den Prozeßcharakter und das Unvollendete, wie etwa bei dem aufgesetzten Tonklotz einer Wandarbeit, aus dem ein Wasserspeier hätte werden können. Oft sind in der Glasur ganze Bereiche ausgespart und die schrühgebrannten Flächen noch sichtbar. Die transparenten und opaken Glasuren sind zudem meist flüchtig aufgetragen, geträufelt und sammeln sich an manchen Stellen zu Tropfen und Schlieren. Fingerabdrücke, grob verschmierte Nahtstellen, Kratzspuren, Furchen und Risse zeichnen die Konsistenz der Tonflächen und -massen, erzeugen Bewegung, wie man sie auch von den…