Norbert Bisky
Bitte nicht wie Immendorff
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins erlebte der 1970 in Leipzig geborene Norbert Bisky nach der Wende am Prenzlauer Berg. Sie fasziniert ihn so stark, dass er Künstler werden wollte. Er bewarb sich an der Kunsthochschule in Berlin und landete in der Klasse von Georg Baselitz, der ihn so lange bearbeitete, seine Biographie als Quelle seiner Malerei heranzuziehen, bis er diesem Weg folgte. Dass dies einem Befreiungsschlag glich, wird nachvollziehbar vor dem Hintergrund, dass er der Sohn des Politikers Lothar Bisky (erst PDS, dann Die Linke) war, in einer an den Sozialismus blind glaubenden Familie aufwuchs, Soldat bei der NVA war, bevor die Mauer fiel. Laut Baselitz sollte Bisky genau das malen, dem er entkommen wollte. „Ferienlager, Birken, blaue Himmel, verlogene Glückseligkeit“. Als er seinen Widerstand aufgab, „malte sich alles von allein“. Wegen der grellbunten Bilder von schönen blonden Jungs, die sich balgen und von allein bösartig wurden, wurde ihm Nazi-Ästhetik vorgeworfen, was er zu Recht für grotesk hält.
Heinz-Norbert Jocks: Wie trat die Malerei in dein Leben?
Norbert Bisky: Mit der Malerei kam ich zum ersten Mal dank eines Kunstlehrers in Berührung, der in meinen Augen der freieste Mensch in Ostberlin, ein Exzentriker mit Plastikseepferdchen am Hosengürtel war. Sich mehr als andere Lehrer trauend, nahm er sich Freiheiten heraus, was mich Teenager sehr beeindruckte. Ich habe immer gerne gemalt, ohne Künstler werden zu wollen. Als 1989 mit der Mauer die DDR zusammenbrach, dachte ich darüber nach, was ich mit meinem…