Ingo Arend
Norbert Bisky
»Ich war’s nicht«
Haus am Waldsee, 22.11.2007 – 13. 1. 2008
Mit Nazi-Scheisse habe ich nichtszu tun«. Norbert Bisky, kann manchen, was er will. Was immer er tut, erst muss er rituell den Verdacht zurückweisen, er sei ein später Nachfahre von Kraft durch Freude oder der ruhmreichen Sowjetunion. Und so musste er zum Auftakt seiner jüngsten Schau im Spiegel denn noch einmal dementieren, was für ihn offenbar nie ein Thema war, sich aber trotzdem tief im öffentlichen Bewusstsein festgefressen hat.
Ganz unschuldig war der 1970 in Leipzig geborene Maler, Sohn des Linksparteichefs Lothar Bisky, an all dem natürlich nicht. Seine semmelblonden Jünglinge unter blauem Firmament spielten auf irritierend bunte Weise mit der Symbolik der Erziehungsdiktaturen vergangener Epochen: eine Art Propaganda-light, in dem das Fun-Gefühl der neunziger Jahre und kompromittierte Körperideale eine beunruhigend attraktive Fusion eingegangen waren. Man glaubte, nie so recht zu wissen, woran man war. Immer oszillierte die Bildstrategie zwischen Affirmation und Kritik. Und stets schien diesem Vexierspiel mit seinen magischen Oberflächenreizen ein totalitaristischer Faden eingewoben: Eine Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Realsozialismus. Kein Wunder, dass in einem Land, das sich seit 1989 an der These von den »zwei Diktaturen« abarbeitete, seine Bilder ein hohes Provokationspotential entfalteten.
Die Rezeption von Biskys Malerei ist der klassische Fall einer verkürzten Wahrnehmung. Ob sie als schwule Bekenntnisse gewertet wurden oder als Hommage an ein bestimmtes Körperideal. Stets verrieten die Wertungen mehr über die Projektionen ihrer Kritiker als über die Malabsichten des Künstlers. Denn wer bei seinen Bildern genau hinschaute, konnte immer sehen, dass…