Amine Haase
Nomadisierender Geist
Marcel Broodthaers: Cinéma
Kunsthalle Düsseldorf, 27.9. – 16.11.1997
Ein Mann entschließt sich, Künstler zu werden. Er ist vierzig Jahre alt und hat sich bereits als Dichter erprobt: “Auch ich habe mich gefragt, ob ich nicht etwas verkaufen und im Leben Erfolg haben könnte. Seit einiger Zeit war ich für nichts gut.” Die letzten zwölf Jahre seines Lebens war Marcel Broodthaers dann mehr als gut – auf dem Gebiet seiner Wahl, der Kunst. (1976 starb Broodthaers in Köln, an seinem 52. Geburtstag.)
Die Langzeitwirkung seines nomadisierenden Geistes wird so recht erst jetzt, einundzwanzig Jahre nach seinem Tod, erkennbar. Die Ausstellung “Marcel Broodthaers – Cinéma” in der Düsseldorfer Kunsthalle ist ein Signal dafür. Und Düsseldorf ist der ideale Platz; denn dort hatte Broodthaers 1971 in einem Kellerraum am Burgplatz 12 die “Section Cinéma” seines berühmten “Musée d’Art Moderne, Département des Aigles” (Museum für Moderne Kunst, Abteilung Adler) installiert.
Im fünften Jahr nach seinem Entschluß, Künstler zu werden, hatte der Belgier 1969 in seiner Brüsseler Wohnung, Rue de la Pépinère, sein persönliches Museum eröffnet. Für die Kunst zog er seine Konsequenzen aus der Alltägs-Banalität, so wie die politischen Rebellen ihre Schlußfolgerungen auf der Straße propagiert hatten: “Heute also, da das dem täglichen Konsum geweihte Bild die Subtilitäten und Gewaltsamkeiten des Nouveau Réalisme und der Pop Art auf sein Konto übernommen hat, wünschte ich, daß die Definition der Kunst eine kritische Vision sowohl gegenüber der Gesellschaft, als auch gegenüber der Kunst, als auch gegenüber der Kritik von Kunst selber auf sich nähme. Die Sprache…