Rainer Unruh
Nobuyoshi Araki
»Silent Wishes«
Deichtorhallen Hamburg, 18.6. – 29.8.2010
Kaum zu glauben, dass noch 1992 eine Ausstellung Arakis in der Egg Galerie in Tokio geschlossen und gegen den Fotografen eine Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses erhoben wurde. Heute ist der Siebzigjährige längst ein Klassiker, und die in Zusammenarbeit mit dem Museum der Moderne Salzburg konzipierte Schau in den Hamburger Deichtorhallen dürfte den Ruhm des japanischen Fotokünstlers weiter mehren. Sie rückt nämlich einen Teil seines Werks in den Vordergrund, der bislang vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit gefunden hat. Zwar gibt es auch Bilder von nackten, kunstvoll verschnürten Frauen zu sehen, fast so etwas wie ein Markenzeichen Arakis, aber sie sind in ein Kabinett verbannt. Statt dessen bilden die Serien „My Wife Yoko“ und „Winter Journey“ das Zentrum der Ausstellung.
„My Wife Yoko“ markiert den Beginn der künstlerischen Laufbahn Arakis als Fotograf. Die Serie von Schwarzweißaufnahmen entstand hauptsächlich im Anschluss an die Heirat des Künstlers 1971 und zeigt in immer neuen Situationen und Posen seine Frau Yoko. Die Szenen haben oft etwas Beiläufiges. Yoko im zerwühlten Bett eines Hotelzimmers, in der Badewanne, am Küchentisch, liegend, kauernd, sitzend. So zufällig und spontan die Situationen auch anmuten mögen, die Fotos selbst sind streng durchkomponiert. Selbst die dunklen, parallel verlaufenden Bänder auf dem hellen Slip, den Yoko auf einem Foto trägt, werden zu Elementen einer von Horizontalen und Vertikalen geprägten Bildstruktur, indem sie die schwarzen Streifen der Bastmatten fortsetzen, auf denen der Körper ruht.
Auf einigen Fotos liegt Yoko nackt im Hotelzimmer. Sie wendet dem Betrachter den Rücken zu,…