Stephan Maier
Nobuyoshi Araki
»Silent Wishes«
Museum der Moderne. Rupertinum, Salzburg, 4.10.2008 – 11.1. 2009
Die Liebe aber ist ein sonderbar Ding. Gar. Und: Eigentlich. Eigentümlich und seine ureigenste Passion, möglicherweise. Nobuyoshi Araki. Legendär und sagenumwoben. Fotograf und Chronist. Enzyklopädist. Mit 350 Druckwerken ein Künstler der Veröffentlichung, Veräußerung. Entäußerung. Und Realist. „Realism is reality; that`s wonderful, impressive. I bow down before it und turn myself into a copying machine. Photos are just copies of reality; that is the only truth.“ (Bijutsu Techo). Araki, der Realist. Kopist und Komponist. Und Mann. Ein Liebender. In Sachen Kunst. Ein Mann. Und eine Frau. Seine Frau. Yoko. Entblättert sich / sie im frühen Fotozyklus „My Wife Yoko“ (1968-1976). Denn: Im Anfang war die Frau. Für mich wie für dich. Die Frau. Das andere Wesen. Kopiert und tranchiert. Filettiert. Mit dem Skalpell, das die Linse ist. Vivisektion. Am geöffneten Leib. Ein Messer, so scharf wie zärtlich. Ein Objektiv. Unablässig sein Objekt der Begierden umkreisend. Weil es Liebe ist, um das Gefühl zu beschreiben. Liebe. Ein Tagebuch. Daumenkino. Aufgeblättert und zerlesen in den Aufzeichnungen, Ablichtungen, Gegenständen der frühen Liebe. „Alles ist voll von Liebe“ singt Björk. Jener andere, fallende Engel, und die sollte es eigentlich wissen. Araki und Björk: Existenz-Existenzen. Und wie sich der Künstler, unter anderem auch als Mensch, seine Bilder davon macht. Im Intimen. Vielfach als hüllenlose Bloßlegung verstanden. Mißgedeutet. Im Sex. In der Nacktheit, die kein Makel ist. Enthüllt. In expliziten Bilder. Zwischen zerwühlten Laken. An fremden Orten. Befremdlich. Fremd und unerbittlich. Wie das…