NO!art
pin-ups, excrement, protest, jew-art 1958-1964
hrsg. von Boris Lurie / Seymour Krim
Und was ist, wenn die Bombe niemals losgeht? Was dann? Dann werden wieder harte Gespräche in den Planungsbüros geführt…Was kann EINER machen? Ihr traut euch ja nicht. EINER kann Schluß machen! EINER kann auf den Knopfdrücken! Maulwürfe sind wir mit Trinkwasser in Dosen. Fünf Liter für sechs Mark. In der Tiefe begraben laufen wir im Kreis herum und verbieten es uns, Luft zu atmen…Ist die radioaktive Strahlung noch gefährlich? Wo sind die Meßgeräte? Hat da jemand einen Witz gerissen? Hahaha…”.
Ein Text von Thomas Bernhard vielleicht? Oder ein nach-tschernobylscher Erguß von Rainald Goetz? Weder noch: Sam Goodman schrieb diese Sätze in seinem Statement einer der Ausstellungen der NO!art-Gruppe 1961.
Heinz Ohff charakterisierte 1973 anläßlich einer Retrospektive der NO!art-Bewegung in Berlin diese als “eine Art Sekte zwischen Pop und Happening, mit einem Schuß Kritischem Realismus, der freilich nicht…zum Dada-Realismus tendierte, sondern eher zur art brut.” Gerade gegen diese Klassifizierungs-Manie des Kunstbetriebes kämpften Goodman, Stanley Fisher und Boris Lurie, die Begründer von NO!art, mit ihren verschiedenen Ausstellungen zunächst in der eigenen March-Gallery, später in der Galerie Gertrude Stein zwischen 1958 und 1964 an. NO!art war eine Fundamental-Opposition, geboren auf dem D6gout angesichts der Hegemonie der unverbindlichen Ästhetik des Abstrakten Expressionismus in einer politischen Situation des Kalten Krieges, verbunden mit allgemeiner Aufrüstung, H-Bomben-Euphorie und der noch frischen Erinnerung an die Schrecken der Nazi-Verbrechen, der Kz’s und der Gaskammern.
In Europa sind die Künstler von NO!art wie auch die Aktivitäten der Gruppe, an denen zeitweise auch…