London
Noah Davis
Barbican Art Gallery 06.02.– 06.05.2025
von Edgar Schmitz
Immer wieder wird Noah Davis, der vor zehn Jahren mit nur 32 Jahren an Krebs starb, als Maler Schwarzer Alltäglichkeit beschrieben, als Künstler, der Lebenswelten verfügbar machen kann, die sonst auch heute noch völlig verschlossen bleiben. Er malte Szenen familiären Lebens und Porträts, die zwischen sozialer Realität und afrofuturistischen Ambitionen ihre eigenen Traumwelten eröffnen. Und er entwickelte ein formales Vokabular, in dem Hintergründe und Figuren sich immer wieder neu gegeneinander verschränken. Wie beeindruckend das in seinem Werk sowohl inhaltlich als auch kompositionell zu lesen ist, ist eine der großen Entdeckung dieser Ausstellung. Davis war ein Maler, und zwar ein hochdifferenzierter Maler, der ein beeindruckend breites Spektrum von malerischen Formen, Anklängen und Inhaltszusammenhängen auf einer souverän bespielten Klaviatur thematischer und formaler Gesten vorführte. Ohne einen Hauch Manierismus oder gar Ironie, klingen in den in dieser Retrospektive zusammengetragenen Malereien formale und inhaltliche Echos von Leanora Carrington bis Mark Bradford an, lassen sich Affinitäten von Alex Katz über Peter Doig bis zu Neo Rauch verfolgen. Im Gegensatz zu den internalisierten Revisionismen dieser Werke und in Abgrenzung gegen ihr kokettes Spiel mit modernistischen Restbeständen, bewegen sich Davis Arbeiten aber über viel weitere Territorien.
Dass nicht nur eine Rezension zum Beispiel sein großartiges Schwimmbadbild als Dokument eines segregierten Amerikas beschreibt, ist zwar historisch falsch, aber auch symptomatisch dafür, wie abgetrennt Schwarze Lebenswelten nicht nur im USamerikanischen Kontext waren und sind, und was in ihnen möglich ist. Das Schwimmbadbild gehört zu einer Reihe von Arbeiten, die Davis nach…