No future?
Zur Zwischenbilanz der neuen deutschen Malerei (in Graz)
Das Weltenende als Wende zu beschreiben, ist nicht ohne euphemistischen Zug. Das Ende des Menschen bei Ina Barfuss, das Ende der Geschichte bei Peter Bömmels, das Ende von allem bei Martin Kippenberger; der neuen deutschen Malerei ist die 3-Minuten-Vorwarnzeit bis an die Knochen gedrungen. Deutlich, unüberhörbar negiert sie die Frage, was von ihr wohl einmal bleiben wird. Die Kunstgeschichte ist ein Schrotthaufen, ein paar Trümmer mehr oder weniger, was soll’s? Ein Lamento klingt an, hier wird zu Grabe getragen, was uns einst so teuer schien: das Prinzip Hoffnung.
Warum also überhaupt die Spreu vom Weizen sondern? Sind viele nicht Symptom genug? Der Lust am Untergang wegen, weswegen sonst? Fünfzehn Maler(innen) sind in der Grazer Neuen Galerie versammelt (vgl. Kunstforum, Bd. 68); ein üppig-barockes Ambiente erlaubt eine glänz-, fast prunkvolle Schau. Lauter “Gedanken”- und Aktionsmaler; kaum ein Versuch zur Sensibilisierung von Farbe und Linie (wie bei den Italienern). Sinnlichkeit? Da liegen Mißverständnisse vor. Gegen die italienischen Ursprungs- und Paradiesesvisionen lautet hier der Tenor: Apokalypse – dröhnende Posaunen überall… Ein verkappter Moralismus also? Immer noch teutonisch? Vielleicht macht gerade das die Qualität (ein nahezu gleichmäßig hohes Niveau spricht immerhin dafür).
Solch eine Totalvision ist freilich nur von außen ei-“) ne, intern ergibt sich eine Fülle von Gegensätzlichkeiten. So ist heute nicht mehr zwischen Berlin und Köln zu unterscheiden, sondern zwischen denen, die an der Malerei (zumindest) ein Interesse finden, und den anderen, die sie bloß benutzen. Der “new spirit” hat aber für alle bereits nostalgischen Klang….