Ingo Arend
No Country for Young Men
»Contemporary Greek Art in Times of Crisis«
Bozar, Brüssel, 26.3. – 3.8.2014
Eine wütende Menschenmenge mit roten Fahnen, die sich verzweifelt einer Phalanx behelmter Polizisten entgegenwirft. die ihre Schlagstöcke zücken und die Plexiglasschilde vor’s Gesicht halten. Einer der Ordnungshüter stößt sein rechtes Bein brutal in die aufgebrachte Menschengruppe. Zwischen den feindlichen Gruppen weht ein langes Spruchband. Das Foto des Künstlers Alkis Konstantinidis aus dem Jahr 2010 bringt das Bild wohl am deutlichsten auf den Punkt, das der Rest von Europa von Griechenland in den letzten Jahren hatte: Das eines zweigeteilten Landes – hier die repressive Obrigkeit, die die rigide Austeritätspolitik mit Gewalt durchzusetzen versucht. Auf der anderen Seite diejenigen, die darunter zu leiden haben.
Konstantinidis Arbeit, Teil einer seit dem Jahr 2010 andauernden Serie mit dem Titel “The Years of Crisis”, gehört noch zu dem dokumentarischsten Part in der Ausstellung “No Country for Young Men”. Darin versucht Katerina Gregos das politische, ökonomische und kulturelle Drama in ihrer Heimat Griechenland ästhetisch aufzuarbeiten. 32 Künstler hat die unabhängige Kuratorin, seit zwei Jahren auch Direktorin der Art Brüssel, dazu in den Brüsseler Kunstpalast Bozar eingeladen. Zeitgleich mit der griechischen Ratspräsidentschaft in der EU bietet sie damit ein Kontrastprogramm zu der offiziellen Kunstausstellung des griechischen Staates, “Nautilus: Navigating Greece”, die ebenfalls im Bozar zu sehen ist. Und in der der Zustand “Krise” so gut wie kaum vorkommt.
Das Wechselverhältnis von Politik und Kunst gehört zu Gregos’ Spezialitäten. Im Sommer 2012 erregte sie mit der Ausstellung “The State of Human Rights” im…