Nino Longobardi
Galerie Art in Progress/München
Mit seinen ‘neuen Arbeiten’, wie der Titel der Ausstellung schlicht lautet, verhält sich Nino Longobardi marktkonform. Der Trend der Kunst zurück an die Wand, zum transportablen, überall eingliederbaren und damit auch verkaufsfähigem Werk hat auch vor Longobardi nicht Halt gemacht. Höchstens der Preis von 20.000 DM für eine großformatige lavierte Kohlezeichnung auf Leinwand dürfte abschreckend wirken.
Sein früheres Statement: “Ich gehe immer so vor, daß ich mir eine Arbeit nicht vorher ausdenke, sondern ich lasse mich an Ort und Stelle durch den Raum zu ihr anregen. Ich beziehe mein Ich auf den Raum” (zit. nach Kf.39, S. 164), hat er wohl zu den Akten gelegt. Wir entsinnen uns des Tigerfells, das in Stuttgart bei ‘Europa 79’ körperlich greifbar und auch zeichnerisch linear Papier und Raum miteinander verschmolzen hat.
Zwischen damals und heute liegen nicht nur Jahre, sondern auch ein schwerer Schicksalsschlag, der sich thematisch in der Arbeit niedergeschlagen hat: bei den Erdbeben in Süditalien hat der Neapolitaner Wohnung und Atelier verloren. Totenköpfe, wirbelnde Wasser und hilflos dahintreibende oder gestrandete Schiffe sind Bilder, die aus solch einem Erleben entstehen, wie auch der Schwimmer, eines seiner neueren Lieblingsthemen. Doch seine Form wird immer vollkommener und vergegenwärtigt immer mehr die zeitlose Schönheit eines sich in vollendeter Harmonie bewegenden Körpers. Die Erinnerung an die derzeit für italienische Künstler allzu gegenwärtige Antike, kommt nicht von Ungefähr. Schnell wird da aus zitierter Schönheit leere Kontur.
In den kleineren Arbeiten auf Karton ist die Verdichtung stärker. Hier wird Farbe in einer Mischtechnik so dick aufgetragen, daß…