GABRIELE BEßLER
“Nine points of the Law”
Mircea Cantor, Klub Zwei, Minerva Cuevas, Christoph Weber u.a.
NGBK 21.8.- 3.10.2004
Worum geht es in der Ausstellung? Der Untertitel “Bild / Macht / Besitz / Verhältnisse” verspricht wenig Konkretes. ‘Wer besitzt, ist im Recht’, so lautet frei übersetzt der englische Obertitel und dieses Axiom wird hier auf den Besitz (oder doch eher die Urheberschaft ?) medialer Bilder und ihre (Verfügungs-)Macht übertragen. Auf der anderen Seite wird ein um sich greifender visueller Analphabetismus angesichts ubiquitärer täglicher Bilderfluten konstatiert. Ein Aufklärungsfeldzug also? Wie gut, dass die Deutungshoheit hier endlich mal Künstlern übertragen wird.
Der Spagat zwischen Sehhilfen und einer Kritik an jenem Betriebssystem, das zur Inflation des Bildes gesorgt hat, gelingt indessen nicht wirklich. Wie viel Erkenntnisgewinn steckt beispielsweise noch in der Aussage, dass vor allem Werbebilder weniger der Vermittlung von Wahrheit(en) dienen als der Untermauerung wirtschaftlicher Dominanz? Aber genau von diesem Standpunkt aus argumentieren die meisten der gezeigten Arbeiten bzw. werden aus diesem Blickwinkel in das kuratorische Konzept eingebunden: z.B. die Mexikanerin Minerva Cuevas, der Street-Art-Künstler Zevs (Zone d’experimentation visuelle et sonore) oder das Künstlerduo mit dem mäßig originellen Namen 0100101110101101.org: Sie alle streben danach, die Werbegiganten mit deren Waffen zu schlagen, sie nachzuahmen, ihre Zeichen zu vereinnahmen und als höchste Form eines revolutionären Aktes entweder zu ‘übermalen’ oder sogar zu entführen! So von Zevs initiiert, der abgebildeten Models, etwa von Nike oder Benetton, mit Farbbeuteln ins plakatierte Konterfei schoss oder das Modell einer gigantomanischen Lavazza-Werbung herausschnitt und nur noch eine Kontur hinterließ. Es wäre sicher…