Berlin
Nina E. Schönefeld
Ride or die
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst 15.09.2024 – 16.02.2025
von Claudia Wahjudi
Das Doppelbett ist offenbar wichtiger, als es zunächst scheint. Ein ausgedientes Hotelbett steht im dunklen Videokabinett des Berliner KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, und wer sich auf die noch immer straffe Matratze legt, könnte sich ganz Nina E. Schönefelds Film RIDE OR DIE (2024) hingeben, der auf der Wand gegenüber läuft. Doch der Raum wirkt suspekt. An der linken Wand hängt ein metallener Leuchtspiegel in Gestalt eines Pik-togramm-Männchens (LOOK INTO THE MIRROR, 2024). Das Bett trägt einen Überwurf aus bläulich schillerndem, rutschigem Stoff, der das Möbelstück halbseiden wirken lässt. Und setzt sich eine weitere Besucherin, ein weiterer Besucher dazu, schaukelt die Matratze. Das Bett trägt den Titel FUCK THE SYSTEM (2024).
Die Distanz zum Film, die das Mobiliar schafft, entpuppt sich als angebracht. RIDE OR DIE, ein halbstündiger Spielfilm, übt einen starken Sog aus. Zu dem treibenden Soundtrack des Musikers Carlos Pablo Villamizar wechseln sich Szenen mit Laienschauspieler*innen, Found Footage und Animationen ab. Dass die sonoren, englischsprachigen Stimmen aus dem Off mit Hilfe Künstlicher Intelligenz entstanden, fällt kaum auf. Auch bei dem Art-Deco-Porträt mit weißen Rosen, das einmal auftaucht und an Gemälde von Tamara de Lempicka denken lässt, handelt es sich um ein KI-Produkt. Der Film verführt – und er führt im Kreis herum. Er beginnt und endet mit demselben Autounfall.
RIDE OR DIE ist Revolutions-Romanze und Science-Fiction. Im Jahr 2039 hat eine autokratische Regierung Justiz und Presse gefügig gemacht. Die Bürger*innen lässt sie mittels KI…