Renate Puvogel
Nina Canell
Walking on No-Top Hill
Galerie Barbara Wien, 10.10.-24.12.2008
Erstaunlicherweise gelang es, in den begrenzten Räumlichkeiten der Galerie in der Linienstraße eine informative und vielgestaltige Werkschau der in New York lebenden Schwedin Nina Canell (geb. 1979 in Växjö) zu zeigen. Wobei Canell sogar auf der Längswand dem Eingang gegenüber aus Respekt vor der unter dieser befindlichen Buchhandlung lediglich ein unverkäufliches Foto ihres verehrten Großvaters, eines Automechanikers, platziert hat – eine Geste, die von Humor und einer erstaunlichen Souveränität der jungen Künstlerin zeugt. Die Kunstwerke selbst – alle aus 2008 – sind fragil, ja, ephemer, und obgleich einige sogar Licht und Geräusche aussenden, unaufdringlich; die kaum gestylten Räume dialogisieren mit den experimentellen Kunstprodukten nicht ohne einen Zauber. Verzaubern kann die Hexenmeisterin, die sich auf Gummisohlen sozusagen davonstiehlt („To Be Hidden & So Invisible“) gewisslich, obgleich ihre phantasiereichen, kuriosen Versuchsanordnungen auf nachweisbaren Vorgängen beruhen. Unterschiedliche Materialien, Fundstücke aus Holz, Papier und Baustoffen, dazu ausgediente Geräte fügen sich zu Objekten und Installationen, die eine Neugier verraten, mit gänzlich unorthodoxen Methoden physikalischen Phänomenen und Eigenschaften nachzugehen.
Zentrales Objekt und Blickfang der Schau bildet die Installation „Anatomy of Dirt in Quiet Water“, die auf einer Kettenreaktion physikalischer Phänomene beruht: ein rundes Holzstück rotiert am oberen Ende eines Alu-Rohres. Seine Unwucht lässt das Rohr vibrieren, welches die Vibration in Art eines Katalisators auf eine schwimmend aufgelegte Holzplatte überträgt; diese leitet ihrerseits die Vibration weiter zu einer mit schwarzem Wasser gefüllten Schale, auf der sie als kleine Wellen sichtbar wird. Sie werden von Unterwassermikrophonen erfasst…