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Ausstellungen: München · S. 356 - 356
Ausstellungen: München , 1989

Gabi Czöppan
Nikolaus Moser

»Miniaturen 2 x 3«

Galerie Mathias Kampl, 9.5.-31.7.1989

Nomen ist hier Omen: Die dreißig “Miniaturen” des Wiener Malers Nikolaus Moser verlieren sich an den Wänden der Galerie Kampl zu pupillenkleinen Punkten. Wer aber sein Auge durch die aufliegenden Taschenlupen riskiert, wird von einem bildreichen Universum überrascht: Die Minibildchen (2 mal 3 Zentimeter) entpuppen sich bei konzentriertem Hinsehen als abwechslungsreiche Kleingemälde, die, minutiös gepinselt, schichtenweise, farbige Ausschmückung von sechs Quadratzentimetern Farbfläche spielerisch bewältigen. Moser, der sich sonst auf konventionellen Leinwandformaten tiefsinnig-abstrakte Landschaften von der Seele malt, konzentriert sich auf den winzigen Bildplättchen auf ein oder zwei Motive. Die Eyecatcher provozieren mit archaischen Zeichen, kultischen und abstrakten Inschriften. Auf dunklem Grund blitzt Gold, Weiß oder Silber, haarfein und leuchtend kräuseln sich Chiffren und Glyphen. Ihr Bildgrund ist nicht Pergament, sondern Pappe, ihre Bemalung nicht von Tusche, sondern Acryl und Metallicfarben.

Die Miniatur, das weiß auch Moser, entwickelte sich aus der Buchmalerei. Die Schrift selbst diente als abgekürztes Bild des Gesehenen. Am Anfang war das Wort: Miniatoren malten Schriftbilder. Je mehr sich die Schrift selbst zum Kürzel des Gedachten bildete, desto mehr rankte sich ihre bildliche Wirklichkeit. Die Palette der Kleinstbilder reichte von modellierender Deckfarben-Miniatur bis zum mythologisch-astrologischen Kalendarium. Nikolaus Moser greift auf diese Geschichte zurück. Formal pointiert, setzt er Signalpunkte, deren Wirkung in der Reduktion beruht. Im Zeitalter digitaler, beliebiger Bilderfluten irritieren diese Pretiosen durch formale Askese. Fügte man sie wie Partikeln oder Mosaiksteinchen aneinander, würde sich ein facettenreiches Schaustück ergeben. Klein, aber fein seine Einzelteile, bedeutungsschwanger ihre Zeichen. Da, wo die…


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