Michael Stoeber
Serendipity – Vom Glück des Findens
»Niklas Luhmann, Ulrich Rückriem, Jörg Sasse«
Kunsthalle Bielefeld, 11.7. – 11.10.2015
Man muss schon ein findiger Kopf sein, um auf die Idee einer so beeindruckenden Ausstellung über das Glück des Findens zu kommen. Ihr Urheber Friedrich Meschede, Direktor der Kunsthalle Bielefeld, hat schon oft genug bewiesen, dass er in seinem Haus sehenswerte Ausstellungen auszurichten weiß. Vor zwei Jahren wurde er dafür mit dem Justus Bier Preis geehrt, einer renommierten Auszeichnung für Kuratoren. Nun also eine Meschede-Ausstellung zum Prinzip der Serendipität. Den selten gebrauchten Begriff hat der britische Autor Horace Walpole im 18. Jahrhundert in Anlehnung an ein persisches Märchen geprägt. In ihm machen drei Prinzen auf einer Reise unerwartete Entdeckungen, weil sie mit wachen Augen durch die Welt gehen. Neugierige Offenheit als Voraussetzung unerwarteten Findens liegt auch dem berühmten Picasso-Wort zugrunde: „Ich suche nicht. Ich finde.“ Diese Tugend hat in seinem Forscherleben wie kein zweiter der bedeutende Bielefelder Soziologe und Systemtheoretiker Niklas Luhmann (1927-1998) kultiviert. Von Nutzen war ihm dabei sein legendärer Zettelkasten, eine Art analoger Computer, den er als „Kommunikationspartner“ bezeichnete. Er unterstützte ihn beim Denken und half ihm, sechzig Bücher zu schreiben von „Macht“ über „Kontingenz und Recht“ bis hin zu „Liebe als Passion“. Ähnlich wie die Suchmaschinen des Internet, die uns durch Links und Querverweise zu neuen Einsichten führen, hatte Luhmann seinen Zettelkasten organisiert. Er besteht aus rund 90 000 dünnen, vergilbten DIN-A-6 Zetteln, die in 24 Karteikästen unterbracht sind. Von einer Plexiglashaube geschützt, können sie in der Ausstellung besichtigt werden….
