Niklas Goldbach
Multiple Personen, multiple Architektur
Die Architektur ist ihrer Konstruktion nach fiktiv. Das ist ihr Reiz, sodaß ein Architekturmodell zum Teil realistischer wirkt als der fertige Bau danach. Diese Gedanken kommen einem in den Kopf, wenn man die Architektur- und Landschaftsbeschreibungen von Niklas Goldbach sieht. Das Wort ‘Beschreibung’ ist hier ganz bewußt eingesetzt, weil die Architektur und der Raum auf besondere Weise dargestellt wird: über die Multiplikation einer Person, die diesen Raum erfährt. Die multiplen Erfahrungen vor Ort, sei es in einer spezifischen Landschaft oder Architektur, lassen sich erahnen. Da finden sich plötzlich Referenzen an Kriminalfilme oder auch seltsame Riten. Der Akt der Wiederholung einer Bewegung läßt den Film ebenso zu einen Theater wie zu einer Performance werden. Und dennoch scheint da auch eine Regression, die wir als Betrachter genießen: wie kleine Kinder wiederholen wir eine Bewegung immer wieder, um die Realität durch Fiktion zu besiegen.
Ulrike Haele schreibt dazu:
Die Szenarien seiner Arbeiten reichen von Stahl-Glasfassaden hochglänzender Bürobauten hin zu paradiesisch wirkenden Landschaften, von der Ruine eines kürzlich in den Feuilletons noch gefeierten Expo-Pavillions bis zur in Umnutzung befindlichen Brache eines Stadtquartiers. Goldbach reizt die Spannung von Realität und Fiktion in seinen Filmen aus, das Ergebnis sind Geflechte aus persönlicher Erzählung, öffentlicher Rezeption und sozio-politischer Konstruktion. Unspektakulär, irritierend und wunderschön zugleich.
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Ulrike Haele: Was steht am Beginn ihrer Arbeit?
Niklas Goldbach: Am Anfang einer Arbeit steht meist der Wille, eine soziologische oder politische Beobachtung zu visualisieren. Diese kann auf persönlichen Erfahrungen beruhen, wie zum Beispiel die gefühlte Privatisierung öffentlichen Raums…