Jürgen Raap
Niki de St. Phalle
»Spiel mit mir«
Max Ernst-Museum des LVR, Brühl, 15.1. – 3.6.2012
Berühmt wurde sie mit ihren bunten „Nana“-Skulpturen, doch zu Lebzeiten hatte sich Niki de Saint Phalle (1930-2002) mehrfach darüber beklagt, dass sie bei der Rezeption ihres Werks eine solche motivliche Festlegung als zu einseitig und zu klischeehaft empfände. Daher bemühte sich die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall um einen anderen Blick auf das vielseitige Werk der Künstlerin. Aus dieser Ausstellung übernahm das Max Ernst Museum in Brühl nun eine geschickt getroffene Auswahl mit signifikanten Werkbeispielen: die Retrospektive reicht vom malerischen Frühwerk mit ersten Ölbildern um 1950 bis zu jenen Totem-Figuren, die sie um das Jahr 2000 mit Anspielungen an die Ornamentkultur der amerikanischen Indianer und an die Punktstrukturen in der Malerei der australischen Aborigines mit Filzstift und Gouche-Farbe zu Papier brachte.
Ein vitales Interesse am Ornament zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Niki de Saint Phalle: es offenbart sich bereits beim frühen Bild „La fête“ (1953/55) in der Ausmalung des Stoffmusters der Kleidung und der Tischdecke. Ebenso lässt zwei Jahrzehnte später eine Farbzeichnung aus dem Jahre 1975 („Max is a Bird“) eine sinnliche Freude am Detail bei der Kolorierung einer Schlangenhaut und des bunten Vogelgefieders ahnen, und dann wiederum weitere zwanzig Jahre später trifft man auf eine ähnlich üppig ausgebreitete Ornamentik bei den Indianermotiven in den Lithografien der 1990er Jahre.
In der Ölmalerei der frühen 1950er Jahre ist auch sonst schon vieles angelegt, was später dann ebenfalls in den „Nanas“ zum Stilmerkmal wird:…