Hanne Weskott
Niki de Saint Phalle
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 26.3.-21.6.1987
Niki, der Sonderfall in der Kunst und im Leben, so könnte ich den Eindruck beschreiben, der aus Katalogtexten und Kritiken entsteht. Noch nicht mal ihre Herkunft scheint klar: ist sie nun Französin oder Amerikanerin? Ist sie Frauenrechtlerin oder kränkelnde grande Dame? Sind ihre Nanas noch Kunst oder gehobenes Design? In welche Kunstschublade paßt sie eigentlich hinein: Surrealismus oder Neuer Realismus, vielleicht auch ein wenig Pop Art oder gar L’ Art Brut? Für Einflüsse jeder Art war sie immer offen, als Autodidaktin vielleicht mehr als andere, aber sie redet darüber frei, weil diese Vorbilder wichtige Anregungen für sie bedeutet haben. Sie hat tatsächlich erst mit 21 Jahren nach einem psychischen Zusammenbruch zu zeichnen und zu malen begonnen. Und jedem, der sie verdächtigt als höhere Tochter sozusagen, die Kunst als kreative Freizeit betrieben zu haben, dem antwortet sie so schlicht und eindringlich wie möglich, daß Kunst ihre Art war, am Leben zu bleiben … “it was my necessity.” Daß dann gerade die Kunst beinahe ihr Leben gekostet hätte, steht auf einem anderen Blatt. Es war die Giftigkeit des Polyesters, von der sie nichts ahnte, die ihre Lungen fast aufgefressen’ hat. Niki de Saint Phalle wurde 1930 in Paris als Tochter des Bankiers Conte de Saint Phalle, und damit sollen alle Verdächtigungen, daß der Name erfunden ist, zum Schweigen gebracht werden, geboren. 1933 siedelte die Familie nach New York um, wo Niki aufwächst und in der angesehenen, aber streng katholischen Schule des Klosters Sacre…