Ulli Beier
Nichts erscheint einem Yoruba unmöglich
Chief Councellor Twins Seven Seven – Ein Wahrer Yoruba
»Der Kulturenkonflikt« – ein westafrikanisches Klischee
Die erste bedeutende Autobiographie aus Westafrika war das Buch “L’Enfant Noir” von Camara Laye. Es zählte zu den ersten Büchern, die sich mit den Problemen afrikanischer Identität auseinandersetzten. Der Autor schrieb es in Frankreich, neben seiner harten Arbeit in einer Automobilfabrik. Aus dieser Perspektive geriet die Kindheit in Kurussa zu einem Leben im Märchenland, voller Schönheit und Geheimnisse. “L’Enfant Noir” ist eine nostalgische Erzählung vom verlorenen Paradies, ein Buch von großer Schönheit und hohem literarischen Wert, doch bezweifelt man die Authentizität der Erzählung, wenn der Autor zum Beispiel schreibt: “Auch ich hatte mein Totem, aber ich weiß nicht mehr, was es war.” Camara Layes Vision von der afrikanischen Kultur ist eine poetische Rekonstruktion.
Seine eingängige Formel vom “Kulturenkonflikt” – die Schönheit und Harmonie des Lebens in Afrika einerseits, die sinnlose Härte und Eintönigkeit der europäischen Industriewelt andererseits – wurde weitgehend akzeptiert und für viele andere westafrikanische Schriftsteller (zum Beispiel für Cheikh Amidou Kane und sein Buch “L’Aventure Ambiguë”) zum Vorbild. Diese Formel ist allerdings irreführend, denn Camara Laye geht davon aus, daß es vor der Ankunft der Europäer eine homogene afrikanische Identität gegeben hat. Die “heile” Welt afrikanischen Dorflebens wurde durch die Aufoktroyierung westlicher Werte durcheinandergebracht, und der neuzeitliche Afrikaner ist vom Schicksal dazu verdammt, mit einem dualen Wertesystem zu leben und sich verzweifelt darum zu bemühen, eine Synthese zwischen Alt und Neu, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Mystik und Ratio herzustellen.
Twins…