Jannis Kounellis
Nicht vergessen, woher man kommt.
Ein Gespräch von Helga Meister
Jannis Kounellis hat gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert. Das Museum Kurhaus Kleve, derzeit der wichtigste Standort für die Kunst der Arte Povera in Deutschland, bereitet ihm eine Ausstellung, die anschließend im Magdeburger Kunstmuseum gezeigt wird. Die Anregung zu dem Projekt kommt von Rudi Fuchs, der es als Kurator betreut. Kounellis zeigt neue Assemblagen, vor allem skulptural wirkende Monotypien mit Teer auf Leinwand oder große Papierbögen, aufgezogen auf Stahlplatten. Diese Arbeiten kombiniert er mit alten Arbeiten, die seine weltweite Berühmtheit begründeten. Kounellis gibt selten Interviews, meist Gesprächsfetzen. Er befand sich mitten im Aufbau seiner Ausstellung, hatte also eigentlich keine Zeit, denn draußen warteten die Assistenten auf seine Direktiven zur Installation der Arbeiten. Aber er kannte mich von seiner Lehrtätigkeit als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und freute sich riesig, als ich ihm meine Veröffentlichung über seine Klasse („Schöne Aussicht – 10 Kunstvorstellungen aus der Kounellis-Schule“) aus dem Jahr 2005 überreichte. So ließ er sich fesseln, gab Antworten, regte neue Fragen an.
Möglich wurde dieses lebendige Gespräch dank der Anwesenheit zweier Personen. Am Arbeitstisch im Museum von Kleve nahmen auch der Holländer Rudi Fuchs Platz, international gefragter Museumsmann und Kurator der Ausstellung, sowie die in der Schweiz lebende Kunsthistorikerin Ines Goldbach, die über Kounellis promoviert hatte, Kuratorin der Raussmüller Collection in den Hallen für Neue Kunst ist und blitzschnell vom Italienischen ins Deutsche wechselte. Mein Dank für dieses Gespräch gilt Jannis Kounellis, Rudi Fuchs und Ines Goldbach.
Helga Meister: Herr Kounellis, Sie nehmen sich…