Nicht Lothar Baumgartens Cherokee
Jimmie Durham .»A Certain Lack of Coherence. Writings on Art and Cultural Politics«
“Wenn ich meine Worte nur zurücknehmen könnte! Hätte ich doch nur gesprochen!” Mit einer vergeblichen Revision nunmehr fixierter Gedanken beginnt Jimmie Durhams Sammlung seiner Schriften zu Kunst und Kulturpolitik aus den Jahren 1964 bis 1992. Er möchte einen vor zwanzig Jahren geschriebenen Text relativieren, verfaßt als Aktivist für die American Indian Movement (AIM), wobei er mit afrikanischen und lateinamerikanischen Befreiungsbewegungen in ebenfalls kolonial bestimmten Ländern kooperierte. Ihr Gebrauch von Marx und Lenin unterschied sich von denen weißer Akademiker; zugleich sah man diese als mögliche Verbündete. Durham bezeichnet seinen Text über ‘American Indian Culture: Traditionalism and Spiritualism in a Revolutionary Struggle` als Fehler, da der FBI ihn in einer Bearbeitung an alle ‘Stammesräte` verbreitete, um so die “kommunistische Infiltration” des AIM nachzuweisen.
Schon seit 1890 wurde indianische Solidarität als Kommunismus bekämpft; nun drohte eine Spaltung zwischen Bewegung und den ‘Stämmen` durch den eigentlich an die akademische Linke gerichteten Text. Der zweite Teil des oben erwähnten Satzes läßt aber auch das Eingeständnis erkennen, sich nicht häufig genug zu Wort gemeldet zu haben. Trotzdem sind die Schriften des Cherokee, Autors, Bildhauers, Performers, Poets und Kunstkritikers nunmehr Teil einer breiten Diskussion über Multikulturalismus und Identitätspolitik.
‘Indianer` ist eine Sammelbezeichnung der weißen Eroberer, welche 1887 per ‘Allotment Act` den diversen ‘Stämmen` aufgezwungen wurde. Cherokee wie auch andere .Stammesnamen` bedeuten in der Übersetzung verblüffend universalistisch ‘die Leute`. Der staatliche ‘Aufteilungserlaß` zwischen ‘Weiß`, ‘Rot` und ‘Schwarz` verschärfte jedoch die Tendenz einer von Separatismus bis…