Michael Hübl
Nicht eine einzige Nummer zu gross
Das Kunstforum wird 200 – Laudatio eines Betroffenen.
Alles leer. Als hätten sich die Protagonisten der Minimal Art mit den Grünen verbündet – die es noch nicht gab. Was manchem Radikalnaturschützer heute wie ein Traum vorkommen mag, wurde für wenige Tage Wirklichkeit. Aus ökonomischen, nicht aus ökologischen Gründen. Weil der Erdölpreis schockartig in die Höhe geschnellt war, trat am 25. November 1973 in der Bundesrepublik Deutschland erstmals ein allgemeines Fahrverbot in Kraft, das an vier Sonntagen gelten sollte. Während in der damals noch proletarischen Stolz demonstrierenden DDR Trabi und Wartburg durch die verrußten Städte röhrten, hieß es im Westen: Alle Räder stehen still, wenn der freie Markt es will. Ein Szenario wie aus dem Drehbuch des Club of Rome, der im Jahr zuvor mit seinem Bericht „The Limits To Growths“ für Furore gesorgt hatte. Gerade schien es, als habe das Jahrhundert die Wende zum Besseren geschafft, als sei nach Klassenkampf, Krieg, Not und Mangel quer durch die Bevölkerung der Wohlstand gesichert, da sollte schon wieder alles vorbei sein, weil eine Gruppe von Wissenschaftlern erklärt hatte, dass die Grenzen des Wachstums in Sichtweite rückten und eines nicht mehr fernen Tages die Ressourcen der Erde erschöpft sein würden?
In dieser Zeit zwischen der Prognose des Club of Rome und der ersten Ölkrise, die eine hartnäckige Wirtschaftskrise nach sich zog, trat das KUNSTFORUM International an die Öffentlichkeit. Eine Krise stand am Anfang, eine Krise markiert fast 37 Jahre und ganze 199 Nummern später – den aktuellen Stand. Trotzdem:…