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Titel: Shanghai - Die Erfindung der Zukunft · von Magdalena Kröner · S. 122 - 127
Titel: Shanghai - Die Erfindung der Zukunft , 2006

Magdalena Kröner
Ni Jun

Körper, Ritual und symbolischer Tausch.

Ni Jun, geboren 1969 in Shanghai, untersucht in ihren Performances und Installationen die symbolischen Gehalte ritualisierter, an den Körper gebundener sozialer Handlungen. Paarbildung, Entjungferung, Hochzeit – Ni Jun examiniert die äußeren Formen dieser Rituale und untersucht deren innere Gehalte. Sie inszeniert sie anhand der eigenen Person neu und höhlt sie von innen heraus aus, in dem sie die in diesen Ritualen häufig zur Farce geronnene, archaische Symbolik wieder sichtbar macht und kritisch hinterfragt. Protagonistin der meisten Performances ist die Künstlerin selbst: mal bietet sie sich, wie in ihrer Performance “Gift” von 1998 als kostbar präsentiertes und verpacktes, zugleich aber recht lebloses Geschenk dar. Mit ihrer alabasterartig geschminkten Haut und der reglosen Pose erinnerte Ni eher an eine zerbrechliche Porzellanpuppe denn an eine lebendige Frau. In ihrer Performance Music Box” von 2001 inszenierte Ni sich im weißen Kleid als an eine Schaukel gefesselte Braut, doch ließ das schlichte Kleid auch an Krankenhaus- oder Anstaltskleidung denken. So verwies Ni ihre Protagonistin in ein Zwischenreich aus Wahnsinn und Leidenschaft, das von der autistisch schaukelnden Bewegung, losgelöst von allem Irdischen, im Kontrast zur martialisch anmutenden Fesselung des Körpers, noch hervorgehoben wurde.

In der Arbeit “Happiness Flower” thematisiert Ni Jun die ritualisierte Vereinnahmung der Frau innerhalb der Hochzeit, verweist zugleich aber auch auf die Symbole der Jungfräulichkeit und der Einwirkung von Gewalt, die traditionell in der Hochzeitsnacht zusammenfallen. Die Künstlerin sitzt als perfekt geschminkte und ausgestatte Braut, bereit, geheiratet zu werden. Sie holt ein Messer hervor und scheint…


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von Magdalena Kröner

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