KATHRIN LUZ
New Identities
Zeitgenössische Kunst aus Südafrika
Museum Bochum, 1.8. – 7.11.2004
10 Jahre Anti-Apartheid, 10 Jahre eine der liberalsten Verfassungen der Welt – das allein sollte Grund genug sein, um mit der Kunst den Fortschritt in Südafrika zu feiern. Das Kunstmuseum Bochum tut dies mit einer umfassenden künstlerischen Bestandsaufnahme, die dem aktuellen Afrika-Interesse einen weiteren Blickwinkel hinzufügt. 10 Jahre Demokratie bedeuten aber leider auch 10 Jahre wachsende Kriminalität, eine weiterhin grassierende Aids-Seuche und eine drastisch zunehmende Arbeitslosigkeit. Aktuelle Zeitphänomene wie Neoliberalismus und Globalisierung zeigen sich offenbar – speziell hier im südlichen Afrika – von ihrer schlechtesten Seite, kaum irgendwo sind die sozialen Kontraste so scharf und die Gräben so tief. Am Ende regiert in realiter eine weiße Minderheit zusammen mit einer schwarzen Elite eine wirtschaftlich unterpriviligierte schwarze Mehrheit. Und die Erkenntnis? Eine Demokratie ist eben längst nicht immer so frei wie ihre Wahlen.
Das leugnen die gezeigten Arbeiten in Bochum denn auch nicht. Im Gegenteil: Ohne in einer geballten Politschau aufzugehen, gehen sie den vielfältigen Verstrickungen der mehr oder weniger latenten sozialen Konflikten nach und tragen die Spannungen aus, die sich daraus für das Individuum ergeben. Daher auch der Titel “New Identities”. Dokumentarische Analysen stehen neben expressiven Gesten. 16 ausgewählte Positionen repräsentieren die junge südafrikanische Kunstszene und ihre Referenzfiguren wie William Kentridge, der hier im Ausstellungsparcours den Auftakt bildet: In seinen Schwarz-Weiß-Trickfilmen, die aus kohle-gezeichneten und wieder ausradierten Bildfolgen generiert sind, verwischt sich die eigentliche Kontrastschärfe bisweilen wie im banalen Alltag. Neben ihm und anderen in den letzten Jahren auf Biennalen…