Sven Drühl
New Ideas – Old Tricks
hARTware projekte, Dortmund, 11.5. – 1.7.2001
Die Fortschrittsgläubigkeit ist auf dem Höhepunkt angelangt. Allerorts wird von “global networking”, von Konsortien, Fusionen, kultureller Integration und dem Zulassen von Differenz geredet. In Wahrheit wird jedoch nur zugelassen, was sich dem System anpasst, d.h. Sieg des Kapitalismus auf ganzer Linie. Der angeblich so überaus weltoffene Nebenschauplatz Kulturaustausch gleicht dabei viel zu oft einer exotistischen Freakshow. Das vielgepriesene Andere ist in Wahrheit bloß da gefragt, wo es gerade nicht anders ist. In der aktuellen Ausstellung “New Ideas – Old Tricks” der Dortmunder hARTware projekte gehen die Kuratoren Hans Christ und Iris Dressler dem neuen Heilsversprechen – der Globalisierung – nach und klären über ideologisch motivierte Lügen und verkrustete Strukturen auf. Aus diesem kultur- und gesellschaftskritischen Anspruch der Ausstellungsmacher leitet sich auch die Künstlerauswahl der Schau ab.
Dabei führt die computermanipulierte Hochglanz-Fotoserie von Catherine Chalmers die kulturimperialistische Einsicht von Fressen und Gefressen werden wohl am eindringlichsten und zugleich äußerst abgeklärt vor Augen. Eine Raupe frisst sich durch eine Tomate, schließlich fällt sie einer Gottesanbeterin und diese wiederum einem Frosch zum Opfer. Alles geht in allem auf. Die ewige Reproduktion der Machtverhältnisse. Nur auf die Sichtweise kommt es an.
Und diese thematisiert der Pseudo-Dokumentarfilm “Nicht löschbares Feuer” von Harun Farocki aus dem Jahr 1969. Der Künstler geht in seinem mit historischen Aufnahmen und gestellten Szenen versetzten Film der Frage nach, wie sehr die Sichtweise das Resultat/Produkt beeinflusst. Er lässt dazu nacheinander ein und dieselbe Person in verschiedenen Rollen auftreten. Der Arbeiter sagt, er…