Christian Huther
New Frankfurt Internationals
»Stories and Stages«
Kunstverein und Museum für Moderne Kunst (Altes Zollamt), Frankfurt/Main, 11.12.2010 – 13.2.2011
Nur kurz blickt die junge Frau in die Kamera. Dann schließt sie die Augen und beginnt ihr Gesicht abzutasten. Erst behutsam, dann zunehmend rabiater. Die Finger bohren sich in Mund, Nase und Ohren, zwicken in die Wangen und reißen die Augenlider auseinander. Schließlich schlägt sie sich ins Gesicht. Immer und immer wieder, bis die Tränen laufen. Das Ganze dauert fast sechs Minuten – eine quälend lange Zeit, in der sich die Frau ihrer selbst zu vergewissern scheint. Eine Erkundung, die von mehr Selbsthass als Eigenliebe kündet. Die 32-jährige Eva Weingärtner erzählt mit diesem Video höchst eigenwillig über das schwankende Verhältnis zum eigenen Ich.
Das Erzählen ist auch das Thema einer großen Ausstellung in Frankfurt, für das sich drei Institutionen zusammengetan haben: der Kunstverein, das Museum für Moderne Kunst (MMK) und die Städel-Hochschule für Bildende Kunst. Gemeinsam will man die längst international beachtete junge Szene der Region vorstellen, mit Künstlern, die hier leben bzw. in Frankfurt, Offenbach oder Mainz studiert haben – rund 600 an der Zahl, wie die Kuratoren Lilian Engelmann (Kunstverein), Bernd Reiß (MMK) und Jonas Leihener (Städelschule) meinen. Längst hat Frankfurt seinen Ruf als langweilige Bankenstadt abgestreift und gilt als „Hot spot des Kunstbetriebs“, meint Holger Kube Ventura, der Direktor des Kunstvereins. Das ist vor allem der Städelschule mit den vielen neuen Professoren zu verdanken. Doch die Stars der Akademie – Tobias Rehberger, Simon Starling und Willem de Rooij – sind…