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Report · von Annegret Erhard · S. 260 - 267
Report ,

New Ecologies / Gegenwarten II

Stadtraum Chemnitz 22.06.– 29.09.2024
von Annegret Erhard

Sehr heutig, sehr zeitgemäß verhandelt Chemnitz ein Kunstprojekt, das mit zwanzig Positionen Bezug auf die Klimakrise im allgemeinen, die Stadt im speziellen und individuelle künstlerische Interpretationen überhaupt nimmt. Schon der Titel New Ecologies. Gegenwarten gibt vor, dass ein Tunnelblick in diesen Zeiten nicht hilfreich ist. Die Sicht auf die diversen Probleme muss sich weiten, sonst gibt es keine Lösungen, sondern lediglich holpriges, weil gerade mal gut gemeintes Stückwerk. Kunst taugt für Grenzüberschreitungen, Kunst im öffentlichen Raum sorgt (bis man sich halt doch dran gewöhnt hat und schläfrig darüber hinwegsieht) für irritierende Momente. Das ist schon viel. Löst sie Befremden, gar Widerstand aus oder Neugier und Begeisterung samt Denkanstoß, à la bonne heure. Ist sowieso nur eine Frage des Naturells des Betrachters. Oder seiner Bereitwilligkeit, sich einzulassen.

Der Wal in der Tiefgarage muss nicht jedem gefallen. Bis Ende September – so lange dauert die nach 2020 zum zweiten Mal als Festival bezeichnete Sichtbarmachung drängender ökologischer und gesellschaftlicher Themen – blockiert der von Gil Shachar in Kunststoff nachgegossene Kadaver eines riesigen, einst an der Westküste Südafrikas gestrandeten Buckelwals ein halbes Geschoss der Parkplätze. Riesig, schier unbezwingbar (Moby Dick) umweht ihn ein immerwährender Mythos, doch hier am falschen Ort ist er gleichsam ein Sinnbild der Vergänglichkeit jedweden Lebens. Gefährdet vor allem durch Gedankenlosigkeit und Missbrauch. Das macht nicht nur melancholisch, sondern auch Angst. Und demütig.

Anregung zur Nachdenklichkeit geht aber auch mit phantasiegespeistem Witz. Mit Ironie. Die Vergeudung der natürlichen Ressourcen wie etwa Wasser thematisiert…

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