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Ausstellungen: Berlin · von Claudia Wahjudi · S. 238 - 240
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Nevin Aladağ

Jamming
Schwartzsche Villa 08.09.2023–03.03.2024

von Claudia Wahjudi

In den Mittelpunkt ihrer Ausstellung Jamming hat Nevin Aladağ eine ungehörte Stadt gerückt, ein Berlin, wie es so noch nicht erklungen ist – mit der Videoinstallation Jamming (2022), die der Schau den Titel gibt und in der Schwartzschen Villa, einer kommunalen Galerie im Berliner Stadtteil Steglitz, Deutschlandpremiere hat. Auf drei Leinwänden laufen Aufnahmen von Musikinstrumenten, die Aladağ an diversen Stellen von Berlin platziert hat, und aus drei Lautsprechern kommen jene Klänge, die Wasser, Wind und Erde diesen Instrumenten entlocken. Tropfen einer Springbrunnenfontäne prasseln auf das Fell einer Standtrommel. Ein Schellenkranz scheppert über Kopfsteinpflaster. In einem Baum hängend, jammert eine Ziehharmonika unter ihrem Gewicht. Eine Querflöte, auf dem Dach eines Autos befestigt, seufzt im Fahrtwind.

Aladağ hat Instrumente ausgewählt, die sie mit Berlin assoziiert. Neben Schellenkranz und Ziehharmonika aus Weltmusik und Pop spielen Instrumente aus Sinfonieorchestern auf wie Querflöte, Klarinette und Posaune. So ist Jamming eine Hommage an den Lebensmittelpunkt der Künstlerin geworden, ohne jedoch dessen Geschichte zu beschönigen. In den Filmbildern, die sich sechs Minuten lang auf den Leinwänden abwechseln, finden sich Gebäude aus Schinkelzeit, Wilhelminismus und den Nachwendejahren, ebenso die Gedenkstätte Berliner Mauer und die Gleise, auf denen Deportationszüge von Berlin in Konzentrationslager fuhren. Unter diese Aufnahmen legt sich der Sound aus Stadtgeräuschen und den zarten instrumentalen Klängen – eine versöhnliche Melange.

Jamming, kuratiert von Galerieleiterin Christine Nippe, ist eine kleine Ausstellung. Nur zwei Zimmer umfasst sie, führt jedoch dank einer genauen Auswahl anschaulich in das Werk der Künstlerin ein, die 1972 im osttürkischen…

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