Rainer Wick
Neuerscheinungen zur Kunstsoziologie
Seit mehreren Jahren hat sich die zu Zeiten der Studentenrebellion Ende der 60er Jahre mit äußerster ideologischer Vehemenz geführte und bis in die frühen 70er Jahre hineinreichende Debatte um das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft spürbar beruhigt. So sehr beruhigt, daß ein prominenter deutscher Kunstvermittler unlängst sogar die Überzeugung aussprach, dieses Thema sei unergiebig geworden, sei “ausgereizt”. Das Gegenteil ist der Fall. Gegenüber den damals vorherrschenden plakativen, mit einseitig agitatorischer Absicht vorgetragenen Argumenten (etwa über den Klassencharakter “bürgerlicher” Kunst, über ihre Funktion als “Herrschaftsinstrument” usw. usw.), hat sich seit geraumer Zeit zunehmend eine sachlichere, nach Klärung der komplexen Beziehungen zwischen Kunst und Gesellschaft strebende Kunstsoziologie bemerkbar gemacht.
Hinweis auf diese Entwicklung ist eine Reihe von Neuerscheinungen, aus der hier drei hinsichtlich Erkenntnisinteresse und Fragestellung ganz verschiedene Bücher und eine neue Zeitschrift vorgestellt werden sollen:
a) Alphons Silbermann (Hrsg.), Klassiker der Kunstsoziologie. München: Verlag C. H. Beck 1979. 274 S. ISBN 3-406-06797-2 (kartoniert). Preis: DM 19,80.
b) Peter Bürger (Hrsg.), Seminar: Literatur- und Kunstsoziologie, Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1978. 486 S. ISBN 3-518-07845-3 (kartoniert). Preis: DM 18,-.
c) Ingrid Burgbacher-Krupka, Strukturen zeitgenössischer Kunst. Eine empirische Untersuchung zur Rezeption der Werke von Beuys, Darboven, Flavin, Long, Walther. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag l 979. VIII und 208 S., 46 Abb., 31. Tab. ISBN 3-432-90531-9 (kartoniert). Preis: DM 49,-.
d) Cahier de l’Ecole Sociologique Interrogative, hrsg. von Hervé Fischer, 143 Boulevard de Charonne, F-7501 l Paris. Nr. 1 März 1980; Erscheinungsweise vierteljährlich. Einzelheft 25 FF, Jahresabonnement 100 FF.
a) Eine systematische Geschichte der Kunstsoziologie ist bisher noch…