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Gespräche mit Künstlern · von Florian Rötzer · S. 334 - 345
Gespräche mit Künstlern , 1993

Neue Medien: WAS etwas ist – WIE etwas erscheint?

Florian Rötzer moderiert ein Gespräch anlässlich einer Ausstellung mit Arbeiten von Hanne Darboven, Walter Giers und William Latham 1992 in der Galerie der Stadt Sindelfingen

Rötzer: Kunst mit neuen Medien und insbesondere Computerkunst ist heute noch immer eingelagert in den Streit zwischen den zwei Kulturen. Obgleich sich die Grenzen mittlerweile aufweichen, immer mehr Medienzentren und Institute an den Akademien entstehen, hat Computerkunst noch keinen wirklichen Ort in der traditionellen Kunstszene gefunden. Der Vorwurf lautet oft, daß hier nur von Technikern technische Demonstrationen dessen geboten werden, was möglich ist, während etwa die Bilder, die dabei herauskommen, banal, kitschig und jedenfalls nicht auf der Höhe des ästhetisch geschulten Bewußtseins stehen: eine Spielerei also sind. Das stimmt auch weitgehend, selbst wenn heute nach den avantgardistischen Dekonstruktionen keiner mehr recht weiß, was denn Kunst noch im Unterschied zu irgendetwas anderem sein soll und wie sich noch ästhetische Urteilskriterien mit dem Anspruch auf Allgemeinheit begründen lassen sollten.

Doch muß man auch sagen, daß es für Computerkunst noch keine ästhetischen Kriterien und auch keine routinierten Rezeptionsweisen gibt. Natürlich passen sich deswegen die Computerkünstler oft den eingeübten Rezeptions- und Präsentationsweisen von Kunst an: Das virtuelle Bild wird in Installationen eingelagert, es fügt sich den meist schlechten Sehgewohnheiten und Sensationen der Massenmedien, oder es wird ausgedruckt bzw. abfotografiert und dann wie ein traditionelles Bild ausgestellt. Neue Bildmedien wie die Fotografie und der Film haben anfangs immer die Schwierigkeit gehabt, sich von der herrschenden Ästhetik etwa der Malerei oder des Theaters zu lösen…

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